Ich weiß, ich weiß … die junge Welt liegt vielen Linken quer im Magen. Sie ist originär und manchmal hartleibig marxistisch. Das ist gut so. Und auch die nicht marxistische Linke braucht eine Zeitung, die genau jene Position abdeckt, die von der jungen Welt abgedeckt wird. Aber nicht nur deshalb ist die Zeitung von großer, ja von größter Wichtigkeit. Anders, als das Neue Deutschland, wirkt die junge Welt in die Antifa, wirkt in den alten Bundesländern und erreicht damit Leserschaften, die von anderen nicht erreicht werden. Und die Wirkung ist dialektisch, man lernt, wenn man so will, von den Informationen, die gegenseitig vermittelt werden.
Aber auch ihre Berichte aus Griechenland und Syrien, aus Lateinamerika und von anderen Orten, wo sie Korrespondenten unterhält, machen die junge Welt in einer Zeit wichtig, in der allenthalben weitgehend identische Berichte geliefert werden, die einseitig nur die Sicht von Nato-Staaten und EU wiedergeben.
Die junge Welt muss erhalten werden. Wir brauchen sie – und wir brauchen sie heute mehr denn je!
Aber die junge Welt ist in ihrer Existenz bedroht. Die Redaktion schreibt:
„Berlin (ots) – Das weitere Erscheinen der überregionalen Tageszeitung junge Welt ist nicht mehr gesichert. Mit einem Offenen Brief an ihre Leserinnen und Leser schildern die Mitarbeitenden der Zeitung in der Samstagausgabe der Zeitung (jW vom 6.10.12) die Lage. Danach hat sich allein in diesem Jahr bis August ein Fehlbetrag von über 100.000 Euro angesammelt. Der Verlust wäre deutlich höher, wenn die Mitarbeitenden nicht schon seit Jahren auf eine angemessene Bezahlung verzichten würden. Schwierigkeiten bereiten Verlag und Redaktion auch juristische „Angriffe von staatlichen Stellen, Einzelpersonen und politischen Organisationen“, wie es in dem Schreiben heißt. Mittel für notwendige Investitionen stünden nicht mehr zur Verfügung. „Sparmaßnahmen sind nicht möglich, ohne die journalistische Qualität zu beeinträchtigen und kommen deshalb nicht in Frage“, erklärte Chefredakteur Arnold Schölzel. „Die Zeitung ist nur noch zu retten, wenn ausreichend zusätzliche Abonnenten gefunden werden können. Dazu müßte allerdings in den nächsten 10 Wochen einiges bewegt werden“, teilte jW-Geschäftsführer Dietmar Koschmieder am Freitag in Berlin mit.
Die Tageszeitung junge Welt wurde 1947 gegründet, war Zentralorgan der FDJ (Freie Deutsche Jugend) und auflagenstärkste Tageszeitung der DDR. Nachdem die Zeitung 1995 eingestellt wurde, organisierte kurz darauf ein Teil der Redaktion die weitere Herausgabe der Zeitung, bis diese Funktion 1998 der neue Mehrheitseigentümer des Verlages, die Genossenschaft LPG junge Welt eG, übernahm. Keiner Partei oder Organisation gehörend, versteht sich die Zeitung als einzige unabhängige linke, marxistische Tageszeitung in Deutschland und wird deshalb alljährlich vom Bundesamt für Verfassungsschutz in dessen Bericht mit einer täglichen Auflage von 17.000 Exemplaren als „das bedeutendste Printmedium“ der radikalen Linken in Deutschland bezeichnet. Aufsehen erregt die Zeitung auch mit ihrer jährlich im Januar stattfindenden Interntionalen Rosa-Luxemburg-Konferenz und mit Veranstaltungen in der eigenen Ladengalerie. Im September 2012 erklärte sie der Deutsche Journalistenverband (DJV) als Sieger einer bundesweiten Erhebung zur journalistischen Sorgfalt in der Bildarbeit unter 122 regionalen und überregionalen Tageszeitungen. Ausgezeichnet für ihre Berichterstattung wurde junge Welt unter anderem von der Erich-Mühsam-Gesellschaft in Lübeck und vom Bundesverband Christlicher Demokraten gegen Atomkraft.“
Ich bitte daher alle meine Freundinnen und Freunde, auch dann, wenn sie bislang der Zeitung nicht zugeneigt waren: Werdet Abonnenten, helft die junge Welt zu erhalten. Geht auf das Ziel des Links und abonniert. Jetzt!
http://www.jungewelt.de/abo/