Wer sich aber durch einen längeren,
nichtssagenden Einleitungsteil durchgearbeitet hat, wird mit den
reinsten Stilblüten sadomasochistischer Einsteigerlektüre
konfrontiert. Man umschifft zwar den „Standardsatz“: „Nicht auf
die Nieren schlagen!“, indem sowieso nur der Po als Objekt des
Schlagens empfohlen wird, tritt aber mit einer Passage wie der
folgenden über das Spanking in ein ebenso großes Fettnäpfchen: „Am
einfachsten ist es, wenn der Top sich möglichst bequem hinsetzt und
mit dem Rücken anlehnt. Dafür biete sich das Kopfende von breiten
Betten oder die Mitte eines Dreiersofas an. […] Der Kopf des
Bottom sollte bei einem Rechtshänder-Top nach links zeigen, bei
Linkshändern nach rechts“ (S. 166). Auf dem Niveau dieses
Hinweises bewegt sich leider das gesamte Buch. Daneben finden sich
diverse begriffsgeschichtliche Fehlinformationen (Krafft-Ebing habe
den Begriff des Sadismus erfunden) und einige politisch sehr
problematische Beispiele (Frauen, die davon träumen, von
dunkelhäutigen Männern vergewaltigt zu werden).
Vor dem Hintergrund, daß die beiden
bereits seit Jahren in der Szene aktiv sind, ist dieses
Einsteigerbuch unverzeihlich. Ein bißchen ‚gesunder
Menschenverstand‘ bringt mehr als die Lektüre dieses Buches für
Einsteiger. Die Tipps sind stupide – und entbehren nicht einer
unfreiwilligen Komik – und die Aussagen stehen streckenweise konträr
zu meinen persönlichen Erfahrungen innerhalb der Szene. Wer sich als
Einsteiger für BDSM interessiert, sollte daher doch auf den
Klassiker „Die Wahl der Qual“ (RowohltVerlag) von Katrin Passig
und Ira Strübel zurückgreifen.