Vor meinem Palmyra stehen die Legionäre Aurelians und alles ist aus. Das Ende ist nicht mehr aufzuhalten. Zu schwach ist meine Armee, zu schwach sind die Mauern. Ich habe den Römern den Weizen Ägyptens geraubt, als ich mein Reich mit Krieg vergrößerte. Ihr Hunger hat sie böse gemacht. Jetzt bellen ihre Hunde vor der Stadt, bereit losgelassen zu werden. Jetzt schlagen sie ihre Schwerter auf die Schilde. Und nicht lange mehr, da wird sich der Strom aus Legionären und Kampfhunden ergießen über die Straßen meiner prachtvollen Stadt. Aurelian sieht aus wie Kevin, als er eindringt mit seinen hohen Militärs in meinen Palast. Verloren wie Kevin steht er dabei, als seine Männer meinen Ratgebern die Hälse abschneiden. Die da fallen, sehen alle aus wie Lutz und durch das Fenster schaut, unbeteiligt, der alterslose Silberhaarmann.
Ich wate im Blut meiner Männer. Und an einem Tisch, unsichtbar für die Römer, sitzt ganz aus der Zeit gefallen Geoffry Chaucer und schreibt über mich Zeile für Zeile in seine Canterburytales. Lutz erhebt sich tot. Aus seinem Hals strömt noch das Blut. „Es wird berichtet! Ich bin hoch erfreut“, sagt er mit einer frequenzverzogenen Kinderstimme, die schauerlich widerhallt von den Marmorwänden. „Es wird berichtet!“, wiederholt er, „über die Augusta, die Kaiserin von Palmyra. Sie machte immer alles falsch. Aber es wird berichtet. Immerhin eine Frau. Das ist selten in der Antike.“, er wendet sich an Chaucer und seine Stimme klingt nun wie die eines Greises: „Sie hat Aurelian geschrieben, sie wäre, wie Cleopatra, lieber tot, als Gefangene. Nun sind wir tot und sie ist gefangen. Wir aber schrieben nie.“ Aus den Blutlachen kriechen rote Frösche, weiße Pferde fliegen an den Fenstern vorbei, auf jedem reitet eine Kopie des Silberhaarmannes, er selbst aber steht breitbeinig mitten im Raum und schmiedet mit schweren Hammerschlägen ein Schwert. „Schwert und Schild der Partei“, ruft er dabei. Dann ist er fort. Klingend fällt das Schwert zu Boden und zerbricht in tausend winzig kleine Gangster-Rapper, die volkstümliche Lieder singen und dabei mächtig böse aussehen.