Der Dank der Jungen Welt am 13. August
Man mag als Fehler ansehen, was die Junge Welt am 13. August für eine gute Titelseite hielt. Die gezielte, und ganz eindeutig auf die völlig einseitige Geschichtsbetrachtung der sogenannten Berliner Mauer gerichtete Provokation, mag vielen sauer aufstoßen. Auch wenn sie Freunde der Jungen Welt sind.
Die Reaktionen auf diese Provokation jedoch sind derart überzogen, dass man sich fragen muss, was für Suppen da eigentlich auf dem Feuer stehen. Dass sich sozialdemokratische Kreise in der PDL ebenso, wie sogenannte Antideutsche, nicht entblöden, auf die Junge Welt einzuschlagen, war absehbar. Dazu wäre ihnen auch jeder andere Anlass recht gewesen. Wer entweder an die Fleischtöpfe der Regierungsmacht strebt, oder sich aber einer Querfrontpolitik zu Henryk M. Broder und – auch das kommt vor – Thilo Sarrazin und den ihnen zugehören Kreisen nicht enthalten mag, dem reicht auch weniger. Hauptsache die Diffamierung funktioniert.
Dass jedoch auch die in das Kanonenboot steigen, von denen man mehr Einsicht hätte erwarten können, verwundert. Was ist aus einer PDL geworden, in der soviel politische Kurzsichtigkeit herrscht.
Natürlich ist der Titel vom 13. August nicht dazu geeignet, den Kreis jener zu verbreitern, die sich für eine grundlegende demokratischen und sozialistischen Gesellschaftsveränderung einsetzen. Der Titel schreckt ab. Auch wenn die Provokation verständlich für jene ist, die sich mit dem Thema über die Anscheinenswahrheiten westdeutscher Geschichtsklitterung hinaus beschäftigt haben. Man hätte, meine ich, geschickter vorgehen können.
Aber rechtfertigt das die positive Beschäftigung mit Boykottaufrufen, die auf Rechnern geschrieben werden, welche auf auf den Namen „Knabe“ hören? Natürlich nicht. Und schon gar nicht, wenn der erste genannte Name unter dem „Offenen Brief“ Henryk M. Broder heißt. Wer ihn unterstützt, weiß, in wessen Gesellschaft er sich dort begibt.
Während also Teile, auch der PDL, Gift und Galle spucken, geht ein anderer mit der Jungen Welt verbundener Skandal ohne Konsequenz sang und klanglos unter: Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat in der WELT die Junge Welt als „Stürmer“ von links bezeichnet. In einem Artikel auf WELT-online, wird das Zitat nochmals bestätigt: „Der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, forderte daraufhin [gemeint ist der Titel vom 13. August] ein Verbot der Leugnung der kommunistischen Verbrechen. "Die ,Junge Welt‘ ist ,Der Stürmer‘ von links, der in einer zynischen Weise die SED-Diktatur hochleben lässt“, sagte Knabe "Welt Online".“
Nun sollte man meinen, dieser doppelte Unsinn, nämlich die Verharmlosung des faschistischen und antisemitischen Hetzblattes „Stürmer“ und Verbalinjurie gegen die Junge Welt würde man jemanden, der öffentliche Ämter bekleidet nicht durchgehen lassen. Welch ein Irrtum. Während Hubertus Knabe also offenbar einen Freibrief für Beleidigungen besitzt, trifft die volle Breitseite die Junge Welt. Dort, wo der Aufschrei nötig gewesen wäre, ist er unterblieben, dort wo er lediglich Theaterdonner im Wahlkampf und die gespielte Empörung von Antikommunisten darstellt, widerhallt er im Blätterwald. Aber: War Anderes zu erwarten?
Wikiartikel zum Thema:
Hubertus Knabe
Der Stürmer