Die USA sind offenbar mit Enthusiasmus immer Teil des Problems, für dessen Lösung sie sich dann anbieten. Pispers hat völlig recht: Es ist als wenn der örtlicher Glaser nachts durchs Dorf läuft, die Scheiben einschlägt und am Morgen Flyer mit Sonderangeboten verteilt.
Die Interventionspolitik der USA (und ihrer Verbündeten) im Nahen Osten, aber nicht nur dort, hat zum Zerfall Libyens und Syriens geführt. Die Zahl der Toten des Irakkriegs und der Zeit bis heute, übersteigt die Zahl der in der Diktatur Saddam Husseins Ermordeten um ein Vielfaches. Die USA haben direkt oder indirekt — nämlich durch die Türkei als NATO-Partner — die Al-Nusra-Front mit Waffen versorgt und noch immer werden über die türkischen Grenzen Waffen an die Mörderbanden des "Islamischen Staates" geliefert (der mit dem Islam so viel zu tun hat, wie der Klu-Klux-Klan mit dem Christentum).
Wenn man dieser Situation Herr werden will, muss die UNO eine eigene Eingreiftruppe ohne die USA und jene Staaten schaffen, in der "Koalition der Willigen" versammelt waren und sind. Und die NATO muss eindeutig klarstellen, dass polizeiliche Aktionen der Eingreiftruppe, die gegen ein NATO-Mitglied gerichtet sind, keinen Verteidigungsfall initiieren.
Natürlich wird das nicht geschehen, denn die Ergebnisse der Politik von USA und NATO sind ja nicht Unfälle einer gutwilligen Politik. Die Zerstörung der nationalen Strukturen im Nahen Osten wird mit Absicht herbeigeführt. Allerdings kommen Unfälle auf dem Weg zum Ziel vor. Das Erstarken des IS ist ein solcher Unfall, der Angriff von islamistischen Mordbrennern in Mali war es auch. Diese Unfälle werden, auch wenn sie vorhersehbar sind, wie jener in Mali, in Kauf genommen. Deshalb ist die Forderung nach einer internationalen Eingreiftruppe ohne die USA, ohne Großbritannien, Frankreich, Spanien und Australien politisch nicht durchzusetzen. Jedenfalls jetzt nicht. Aber fordern sollte man gleichwohl, dass ein Gegengewicht zur Destruktionspolitik von USA und NATO geschaffen wird, geschaffen werden muss.