Im kleinen, feinen und verdienstvollen Verlag von Wiljo Heinen ist ein Gedichtband von Michael Mäde erschienen. Ein schön aufgemachtes Buch, gebunden, quadratisch und exzellent gestaltet. Den Titel bildet eine Skulpturengruppe von Alexander Polzin, die dann im Buch lyrisch wieder aufgenommen wird. Und wie!
Denn Michael Mäde, der die Ladengalerie der »jungen Welt«, in der Berliner Torstraße zum Alex hin ist die, betreut, wie eine Amme das überlassene Kind, dieser Michael Mäde, der Dramaturgie und Filmwissenschaft in Potsdam studiert hat, der ist mir mit seinen Gedichten und der Art der Wortgebung ganz nah‘.
Ich bin ja fest – und unüberzeugbar vom Gegenteil – der Meinung, es gäbe keine unpolitischen Gedichte, ja gar keine unpolitische Kunst. Nun ist die Aufgabe des politischen Gedichts nicht Agitation und Propaganda auf dem Reklamelevel, sondern sie ist, was stets die Aufgabe von Poesie ist: Gedicht zu sein, also Verdichtung und Abgrund.
Und das genau sind diese wunderbaren Gedichte Mädes. Und aus ihnen ragt der Zyklus »Perspektiven« zu den Skulpturen Polzins heraus. Damit hat Mäde eine großartige Kunstbetrachtung schaffen, die wiederum Kunst erster Güte ist. Er beschreibt eben nicht Polzins Skulpturen im Gedicht, sondern er nimmt sie zum Anlass für Lyrik. So wie die Skulpturen ohne die Lyrik Mädes bestehen können, so kann dieser Zyklus ohne die Skulpturen bestehen, weil es solitär steht für etwas das in ihm stattfindet, und losgelöst real ist: Die Skulpturen im Gedicht nämlich, die nun nicht mehr die auf dem Sockel, sondern die auf dem Papier sind.
Überhaupt stehen, auch in den kurzen Zyklen selbst, die Gedichte ganz selbständig. Sie bilden eine Wirklichkeit ab, die in ihnen bestünde, auch wenn die äußere Realität eine andere wäre. Was sie indes nicht ist.
Weil dem so ist, weil also widergespiegelt wird, der Lichteinfall aber gleichsam von einem Film kommt, den der Dichter gedreht hat um ihn dann zu spiegeln, und dieser Film Reflexion von Wirklichkeit ist, ist die Wirklichkeit wohl erkennbar, weit über das Konkrete hinaus. Mäde schafft mit seiner Art der Dichtung ein Momentum, um zugleich real und künstlich (im Sinne von Kunst) zu sein.
Wir bräuchten mehr an Lyrik dieser politischen und poetischen Qualität. Und Sie, liebe Leser, sollten nun auf die Seite www.gutes-lesen.de gehen und sich für 15 Euro dieses Büchlein bestellen. Oder natürlich in ihrer Buchhandlung.