„Unwiderruflich glücklich“ heißt das Büchlein von Christoph Klimke und Mario Wirz, das der Querverlag dankenswerterweise herausgebracht hat.
Ganz unaufgeregt und in einer schönen, unprätentiösen Sprache umreisen die beiden Schriftsteller auf einhundertsechzig Seiten das, was Leben ist. Liebe, Tod, Krankheit und Hoffnung, Kinder- und Jugendzeit, Verlust und Gewinn … leicht kommt das daher, aber in jener Art von Leichtigkeit, die nichts zu leicht nimmt, sondern sich der überbordenden Schwermut enthält, die sich dann doch als artifiziell und hysterisch herausstellen würde.
Ich bin nicht in der Lage, Ihnen mehr zum Inhalt des Buches zu sagen, als dass dort alle Facetten des Lebens verwoben sind, so in einander geknäult, dass ich im ersten Moment versucht war anzunehmen, der Plan könne nicht aufgehen. Schnell aber musste ich erkennen, dass die stete Bewegung in der Zeit, das Wechseln der Bezugsrahmen und die doch enthaltene beständige Fortschreibung funktioniert. Es ist ganz hervorragend gelungen, darzustellen, wie Leben ist. Ein Wesentliches tut dabei die fast schon zu sachliche Sprache, die manchmal aber von einer ganz wunderbaren poetischen Wortwahl durchbrochen wird. Da wird nicht überdramatisiert, aber auch nicht jener Mode gefrönt, die einem weiß machen will, der Stil amtlicher Schreiben eigene sich auch für die Literatur. Es ist ein ruhiges Buch, auch dort, wo das Leid der Protagonisten geschildert wird oder das Liebesglück. Es beeilt sich nicht und hat doch keine Längen. Alles stimmt: Die Erzählgeschwindigkeit, die Kürze der Kapitel oder ihre Länge.
Lakonisch scheinen manche Passagen zu sein, und erreichen doch das Herz des Lesers. Das liegt am steten Wechsel. Daran, dass sich alles in alles einbettet, so wie es auch in Wirklichkeit ist, wo nach der Krebsdiagnose noch der Abwasch wartet und nach dem Abwasch der Abend mit dem Geliebten im Stammrestaurant. Wo es Gespräch mit Freunden gibt, die nicht nur ein Thema haben. Wo man sich erinnert an die Armut der Jugendzeit oder die ersten Erfolge als Lyriker, die ersten Reisen ins Ausland und den ersten Joint.
Es handelt sich, wenn man so sagen will – wovor ich mich aber beinahe scheue – um einen schwulen Roman. Doch kommt er bar jeglicher gewollter Vorortung daher. Er ist deshalb im Bereich der homosexuellen Literatur anzusiedeln, weil die geschilderten Lieben homosexuell sind. Und sie unterscheiden sich nur in Marginalien von heterosexuellen oder bisexuellen Lebensdarstellungen. Abwechselnd schreiben Klimke und Wirz, nebeneinander und doch in einer eigentümlichen Weise auf einander bezogen, entwickeln changierend zwischen fiktionale Komposition und reportageartiger Darstellung Bilder, die wir alle kennen und die uns doch gefangen nehmen können.
Ein schönes Buch ist dieses Buch, eines, das dazu angetan ist, im Stück gelesen zu werden, so wie ich es tat bis früh um fünf Uhr. Schön ist es aber auch, weil der Verlag auf den Satz geachtet hat, weil die Seitenränder und die Typographie stimmen, es also auch unter bibliophilen Gesichtspunkten gelungen ist.
Christoph Klimke & Mario Wirz: Unwiderruflich glücklich | 14,90 € | ISBN: 978-3-89656-211-1