„Denken Sie Ihre Gedanken zu Ende“. Meinungsfreiheit und der Umgang mit der Neuen Rechten. Der PEN widmet seine Jahrestagung den Problemen der Zeit.
Die Tagung stand unter dem Motto „Denken Sie Ihre Gedanken zu Ende!“ (Günther Weisenborn), ein Aufruf, den die über 120 in Göttingen anwesenden Mitglieder in intensiven und konstruktiven Debatten ernst nahmen. Unter dem Titel „Das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Neue Rechte“ fand am Freitagabend die Podiumsdiskussion mit den PEN-Mitgliedern Zoë Beck und Ulrich Greiner sowie dem Historiker Ulrich Sieg und PEN-Präsidentin Regula Venske in der voll besetzten Göttinger Paulinerkirche statt. Damit wurde das derzeit gesellschaftlich intensiv behandelte Streitthema aufgegriffen. Die Veranstaltung „Auf der Flucht vor der Machete“ befasste sich wiederum nicht nur mit dem bedrückenden Thema der Selbstjustiz in Bangladesch, sondern behandelte damit die ureigene Arbeit des PEN, verfolgten Autorinnen und Autoren Hilfestellung zu bieten. Das Rahmenprogramm bot wiederum eine Lesung mit verfolgten Autoren an der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule sowie eine Ausstellung zur Geschichte und Bedeutung des PEN seit der Wiedergründung in Göttingen 1948.
Zu den verabschiedeten Erklärungen gehörte die Aufforderung an die Bundesregierung, sich entschieden von dem durch die USA, Russland, China und NATO angeheizten neuerlichen Wettrüsten zu distanzieren. Anstatt die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des BIP zu erhöhen, sollte in Konfliktvermeidung, die Beseitigung von Kriegsfolgen und Entwicklungshilfe investiert werden.
Auch rief der deutsche PEN die Bundesregierung dazu auf, in der anstehenden juristischen Aufarbeitung illegaler deutscher Waffenexporte transparent und in vollem Umfang mit der Justiz zusammenzuarbeiten.
Die Mitgliederversammlung forderte zudem, dass Provenienzforschung und Restitutionsplanung Teil des öffentlich sichtbaren Konzepts im zu eröffnenden Humboldt-Forum sein sollen. Um das zu gewährleisten, sollte der internationale Beirat erweitert und in seinen Funktionen gestärkt werden.
Der deutsche PEN appelliert an die Fraktionen von CDU/CSU und SPD, von ihrem Zugriffsrecht Gebrauch zu machen, um zu verhindern, dass die AfD den Vorsitz des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik im Deutschen Bundestag übernimmt.
Die Autorinnen und Autoren sind darüber hinaus besorgt über das abnehmende Angebot und die sich verringernde Sichtbarkeit der Sendeplätze für literarische Themen. Sie werden sich mit dieser Frage eingehend befassen.
Neu im Präsidium des deutschen PEN ist der Nürnberger Historiker und Autor Ralf Nestmeyer, den die Mitgliederversammlung zum neuen Vizepräsidenten und Writers-in-Prison-Beauftragten wählten. Damit löste er Sascha Feuchert ab, der das Amt seit 2012 mit sehr großem Engagement und Erfolg geführt hat.
Mit der Matinee „Deutsche Meckerköppe – Lichtenbergs Erbe und Satire heute“ geht am Sonntag die diesjährige Jahrestagung des PEN-Zentrums Deutschland zu Ende.
Der Wortlaut der Resolutionen ist in Kürze auf der Homepage des deutschen PEN unter www.pen-deutschland.de zu finden.
Wie kürzlich bekannt gegeben wurde, steht der Umzug der PEN-Geschäftsstelle bevor. Das PEN-Zentrum behält seinen Sitz in Darmstadt und bedankt sich für das Engagement der Stadt, die es ermöglicht hat, das Haus am Fiedlerweg 20 auf der Mathildenhöhe Anfang nächsten Jahres zu beziehen.
Die Jahrestagung 2019 wird vom 9. bis 12. Mai in Chemnitz stattfinden.