Literatur, Politik und intensive Debatten: PEN-Jahrestagung in Dortmund erfolgreich beendet
Mit der Matinee „Poetische Schlagwetter. Literatur und Arbeit“ geht am Sonntag in Dortmund die diesjährige Jahrestagung des PEN-Zentrums Deutschland zu Ende. Die Tagung stand unter dem Motto „Bleib erschütterbar und widersteh.“ (Peter Rühmkorf). Als neue Präsidentin löst Regula Venske, die bisherige Generalsekretärin, ihren Vorgänger Josef Haslinger ab, der das Amt vier Jahre innehatte. Carlos Collado Seidel wählten die PEN-Mitglieder zum neuen Generalsekretär, Jürgen Jankofsky zum neuen Schatzmeister. Die beiden Vizepräsidenten Sascha Feuchert (zuständig für das Writers-in-Prison Programm) und Franziska Sperr (Writers-in-Exile) wurden in ihren Ämter bestätigt. Nina George, Tanja Kinkel und Heinrich Peuckmann wurden als Beisitzer wiedergewählt. Neu im Präsidium sind Nora Bossong und Ilija Trojanow.
„Das Wort ist die Waffe, die die Herrschenden in autoritären Regimen weltweit am meisten fürchten. Die ersten, die verhaftet werden, sind die Schriftsteller und Journalisten. Das freie Wort ist elementar für Freiheit, Wahrheit und Menschenwürde. Dafür kämpfen wir“, so PEN-Präsidentin Regula Venske.
Die in Dortmund versammelten PEN-Mitglieder rufen die Regierung der Russischen Föderation auf, die Pressefreiheit und den Schutz der Menschenrechte landesweit zu gewährleisten. Drohungen gegen einzelne Zeitungen und Journalist/innen wie letzthin gegen Elena Milashina von der Novaya Gazeta sind zu untersuchen und zu unterbinden.
Zudem fordern die Autoren von der türkischen Regierung und Präsident Erdoğan, die Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäußerung zu beenden und den Ausnahmezustand aufzuheben. Insbesondere appelliert das PEN-Zentrum Deutschland an die türkischen Machthaber, Deniz Yücel und alle weiteren Personen freizulassen, die lediglich aufgrund der Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung gefangen gehalten werden, und die Unabhängigkeit der Justiz.
Desgleichen wendet sich der deutsche PEN gegen nationalistische Bewegungen, insbesondere gegen Positionen, wie sie AfD, Pegida und ähnliche Gruppierungen vertreten. Derartige politische Formationen stehen den Grundüberzeugungen des PEN – Freiheit, Solidarität in sozialen Fragen, Toleranz – diametral entgegen. Der PEN ist der Auffassung, dass sich solche Bewegungen gegen den Kernbestand demokratischer und toleranter Grundordnungen richten und Pluralität sowie Meinungsfreiheit gefährden. „Die Vergangenheit prägt unser Handeln in der Gegenwart. Vergessen zu wollen, führt uns in die Irre“, so der neue Generalsekretär und Historiker Carlos Collado Seidel.
Außerdem erklärten die Schriftsteller ihre Solidarität mit PEN-Autorin Petra Reski, die aufgrund eines Artikels über die Mafia in Deutschland im „Freitag“ von einem italienischen Geschäftsmann wegen „Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte“ verklagt und vom Freitag-Verleger Jakob Augstein bei der gerichtlichen Auseinandersetzung vor dem Landgericht Leipzig im Stich gelassen wurde. Das PEN-Zentrum Deutschland sieht in dem Urteil den Versuch, kritische Autoren und Journalisten in Deutschland zum Schweigen zu bringen und fordert die Öffentlichkeit auf, sich mit der Journalistin zu solidarisieren.
27 Autorinnen und Autoren wurden – vorbehaltlich ihrer Unterzeichnung der Charta des internationalen PEN – neu aufgenommen, darunter Kirsten Boie, Daniel Falb und Jan Koneffke.
Der Wortlaut der Resolutionen ist in Kürze auf der Homepage des PEN-Zentrums Deutschland unter www.pen-deutschland.de zu finden.