Schade, eigentlich lesen wir gern den Spiegel und schätzen ihn. Zumeist jedenfalls. Leider gibt es Ausnahmen.
Denn diese Kritik verkennt – bei aller juristisch-korrekten Argumentation – leider völlig den Kunstcharakter des Films. So, als würde man einem Porsche vorwerfen, als Traktor ungeeignet zu sein, einen Pflug über den Acker zu schleppen.
Als Autor beabsichtigt der Jurist von Schirach natürlich nicht, einen authentischen Kriminalfall dokumentarisch aufzurollen, ebenso wenig, wie es das Anliegen des Juristen Goethe war, im „Werther“ einen Selbstmord exakt nachzustellen. Oder die Absicht des Mediziners Schiller, im „Wilhelm Tell“ den Nährwert eines Apfels zu untersuchen.
Sie wollten wichtige ethische Fragen zur Diskussion stellen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Genau wie Herr von Schirach jetzt. Und dass ihm das überzeugend gelungen ist, belegt nicht zuletzt dieser seichte Spiegel-Artikel.
Foto: Paulus Ponizak, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons