Im
Anschluß daran widmet sich dem „Archiv“. Vor dem Hintergrund dieser
Herangehensweise ist auch sein (kontextignorierendes) Springen
innerhalb des Werkes Nietzsches – von dessen Frühschriften, über die
Briefwechsel bis hin zu den nachgelassenen Schriften – nachzuvollziehen
und zu akzeptieren.
Nietzsches Werk als Basis einer solchen Untersuchung zu nehmen bietet
sich aus unterschiedlichen Erwägungen an – einerseits stand er
wiederholt Derrida in dessen Grammatologie Pate, andererseits
durchzieht die Reflexion des Schreibens das Werk des Philosophen. Seine
Studie, in der versucht den klassischen Gang einer wissenschaftlichen
Analyse weitestgehend zu meiden und sich statt dessen auf den Kern zu
beschränken, verlangt vom Leser hohe Konzentration.
Der rote Faden, der
streckenweise aus Assoziationsketten geknüpft zu sein scheint, ist
nicht immer leicht nachvollziehbar. Auch die Auswahl der zur
Kontrastierung herangezogenen Texte ist nicht immer deutlich –
geschweige denn näher begründet. Dennoch muss man ihm insgesamt
zugestehen, eine sehr inspirierende Arbeit vorgelegt zu haben. Seine
Kenntnisse über den Nietzsche-Diskurs weisen allerdings einige
gravierende Mängel auf – u.a. spricht er von einer Marx-Rezeption
seitens Nietzsches (S. 139) oder spricht noch im Zuge der „Ecce Homo“
von der Liebe zu Wagner.
Stephan Braun: Topographien der Leere – Friedrich Nietzsche. Schreiben
und Schrift, Königshausen und Neumann Würzburg 2007, ISBN:
978-3-8260-36354, Preis: 58 Euro, 512 Seiten