Der Schillerpreis 2018 der Stadt Mannheim wird an den Schriftsteller Uwe Timm verliehen. Das hat der Gemeinderat am 21. November 2017 in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen und folgt damit dem Vorschlag des Preisgerichts sowie des Kulturausschusses.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im Frühjahr 2018 im Nationaltheater Mannheim verliehen.
In einer Presseinformation der Stadt Mannheim vom 22. November 2017 heißt es:
»Wie kein anderer hat Uwe Timm bundesrepublikanische Geschichte in Geschichten verwandelt, in denen sich politische Wachsamkeit mit Poesie, die minutiöse Schilderung von Alltagserfahrung mit essayistischer Brillanz und der unbestechliche Blick auf heimische Lebenswelten mit einem generösen europäischen Intellekt verbinden«, begründet das Preisgericht die Wahl. Seine Mitglieder hatten im Oktober unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz über die Vergabe des Schillerpreises 2018 beraten. Die Juroren Prof. Dr. Joseph Vogl, Luzia Braun und Denis Scheck, Kulturbürgermeister Michael Grötsch und Kulturamtsleiterin Sabine Schirra sowie jeweils ein Vertreter der Fraktionen des Gemeinderates gehören ebenfalls dem Preisgericht an.
»Timms Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte, dem Adenauer-Deutschland der 1950er Jahre und der Studentenbewegung der 1960er Jahre. Dabei gelingt es ihm, nicht zuletzt durch einen autobiographischen Zugang, eine Brücke über die Epochen zu schlagen. Daneben ist er auch als Jugendautor einem breiten Publikum bekannt und feierte große Erfolge. Sein künstlerisches Schaffen und die gesellschaftliche Wirkung möchten wir mit dem renommiertesten Kulturpreis der Stadt Mannheim auszeichnen«, so Oberbürgermeister Dr. Kurz. Dem schließt sich Kulturbürgermeister Grötsch an: »Timms Werk gehört zum Kulturgut unseres Landes. Das möchten wir mit der Verleihung des Schillerpreises würdigen.«
Leben und Werk Uwe Timms
Wie man Biographie als Kontrafaktur zur Geschichte erzählt, wie man sich engagiert, ohne dem Zeitgeist hinterher zu laufen, wie man aus Vorgefundenem große Kunst macht – all das wird im Werk des Erzählers Uwe Timm erfahrbar. Mit Romanen und Erzählungen wie »Morenga«, »Rot« oder »Halbschatten« hat der 1940 in Hamburg geborene Timm seit 1974 ein breites Publikum gefunden.
Die Leserherzen erobert hat er mit seiner Novelle »Die Entdeckung der Currywurst« sowie mit seinem Kinderbuch »Rennschwein Rudi Rüssel«. Autobiographisch erzählt Timm in seinem 2003 erschienenen Buch »Am Beispiel meines Bruders« wie sein älterer Bruder als Mitglied der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg starb und die Familie mit diesem Verlust umging. Autobiographisch grundiert ist auch »Der Freund und der Fremde«, in dem Timm seine Freundschaft zu Benno Ohnesorg thematisiert. Gemeinsam holten die Freunde auf dem Braunschweig-Kolleg das Abitur nach und gaben die Literaturzeitschrift »teils-teils« heraus. In der ersten und einzigen Ausgabe sind Timms erste Gedichte erschienen.
Kürzlich erschien Timms neuester Roman »Ikarien«, in dem er vom Kriegsende 1945 und dem geistigen Wegbereiter des nationalsozialistischen Rassewahns erzählt.
[Pressemitteilung des Verbandes dt. Schriftstellerinnen und Schriftsteller] [Foto: Heike Huslage-Koch]