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Dank einer erfolgreichen Crowfunding-Kampagne konnte die erste Print und Online-Aushabe von « Utopie. Magazin für Sinn und Verstand » umgesetzt werden. Der Anspruch ist hoch: « Utopie schlägt eine Brücke zwischen intellektuellen Erkenntnissen, radikaler Vorstellungskraft, wissenschaftlichen Ansätzen und Alltagswissen, sondern vielmehr ein Laboratorium für Perspektiven, die mit neuen Definitionen und Bedeutungseröffnungen ebenso einhergehen wie mit Selbstironie und Humor. » (Pressemitteilung).

Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe ist auf das Thema « Mythos: Technik ». Hierzu finden sich 13 Beiträge von Autor*innen aus, die alle au seiner postmarxistischen, linken Ecke stammen. Beiträger*innen sind u.a. der Amerikaner Michael Albert, Autor von dem in letzten Jahren häufig diskutierten « Parecon », Santiago Lopez Petit, Professor für zeitgenössische Philosophie in Barcelona, das theoretische Kollektiv Los Amigos de Ludd aus Spanien und der französische Post-Situationist Jaime Semprun. Die Liste ist beeindruckend, obwohl sie doch sehr Männer-dominiert. Es sind Texte renommierter Autor*innen, die z.T. erstmalig in deutscher Sprache erscheinen. Das Konzept des « Staatsbürgers » wird hinterfragt, der Technikfetisch der klassischen Utopisten wird problematisiert und den Maschinenstürmern gedacht.
Ihnen haftet allen jener technisch-pessimistische Grundhaltung an, wie sie sich in der neuen Linken ja weitgehend durchgesetzt hat – spätestens nach der ersten Euphorie über die Chancen und Möglichkeiten des Internets. Hier hätte man sich auch mal eine andere Perspektive gewünscht – ohne in den Taumel des « Technik als Befreiung » zu verfallen. Die Position der Neo-Primitivisten wird allerdings auch ausgespart.
Die Beiträge geben auf jeden Fall wichtige Impulse und Anregungen. Alleine schon wegen der unterschiedlichen Herkunft der Autor*innen eröffnet sich der Blick über den eigenen, « nationalen » Horizont. In Hinblick auf den Beitrag über den Staatsbürger stellt sich allerdings das Problem, dass der Begriff des Staatsbürgers in jedem europäischen Land eine andere Konnotation hat. Hier wäre zu wünschen, dass die Herausgeber*innen den Lesenden eine Handreichung bieten, wie das jeweilige Konzept im jeweiligen Kontext zu verstehen ist.
Das Magazin ist auf jeden Fall ein intellektueller Lichtblick in der derzeitigen deutschsprachigen Magazinlandschaft, wenn auch etwas mehr editorische Arbeit von Nöten wäre. Dennoch bin ich etwas skeptisch, ob sich ein solches Projekt, was wie bei der Debutausgabe auf der Arbeit von alleine 40 unbezahlten, freiwilligen Übersetzer*innen beruht, mittelfristig halten kann. Das Erscheinen der zweiten Ausgabe hängt u.a. von der Zahl der Abonennt*innen ab, die bereit sind 8 Euro pro Ausgabe (+ Porto) zu investieren, wenn es die Artikel auch kostenlos im Netz gibt. Das ist auch ein Teil dieser Utopie jenes Magazins….

"Schwerpunkt unserer ersten Ausgabe ist Bewegung, 

hinzu kommt der Mythos Technologie.

An dem Projekt haben etwa 40 Freiwillige mitgewirkt. Das sind GestalterInnen, AutorInnen,

KünstlerInnen und ÜbersetzerInnen (nicht nur) etc.."

 

Maurice Schuhmann

Website : http://utopie-magazin.org

Preis : 8 Euro (+ Porto)

Bestellmöglichkeit : http://utopie-magazin.org/index.php?page=4&lang=1&step=1