Eine grundsätzlich falsche Betrachtungsweise?
Seit ich mich zu den Nachdenkseiten positioniert habe, habe ich eine Reihe Diskussionen geführt, die mich zu einer im Grundsatz anderen Betrachtungsweise geführt haben. Nicht etwa darin, dass ich vieles, was dort – wie auch anderswo – publiziert wird falsch finde. Nein, es geht mir eher um Ansicht, die Betrachtungsweise, mit der man dieses Medium, aber auch an KEN FM und weitere heran geht.
Mir scheint es bei der Betrachtung eine Grundschwingung zu geben, die diese Medien im Prinzip unterscheiden möchte von anderen Medien und deshalb falsche, zumindest fehlerbehaftete, Kriterien anlegt. Aber diese Medien sind gar nicht unsere Parteizeitungen (welcher Partei wir nun auch angehören mögen), sondern private Medien. Sie unterscheiden sich erst einmal nicht von Frankfurter Rundschau, von WELT, TAZ, jW oder der BILD-Zeitung. Sie haben eine Redaktionslinie, die uns gefallen mag, oder nicht. Aber sie sind nicht dafür da, unsere Meinung wiederzugeben; ja, sie brauchen nicht einmal eine politische Linie zu haben. Es ist die Sache der Redaktion, der Inhaber, des Herausgeberkreises, was da publiziert wird.
Wir müssen ihnen nicht kritischer, nicht anders als jedem Medium begegnen. Näher allerdings auch nicht. Es gibt, in Ermangelung einer sogenannten Szene, keine Szenepublikationen. Es gibt keinen Grund anders erfreut oder empört über einen Artikel von Albrecht Müller (Nachdenkseiten) zu sein, als über einen von Peter Huth (B.Z.). Viel Empörung ist, wie auch die angenommene Nähe, ein Ergebnis von Übergriffigkeit und Besitzanspruch der Rezipienten dem Medium gegenüber.
Dadurch überhöhen wir möglicherweise diese journalistischen Produkte, wir überhöhen im Zweifel aber auch die Ablehnung.