Amir Weitmanns Blick hinter die Kulissen von Madoffs betrügerischem Imperium
Orell Füssli hat erneut ein Buch vorgelegt, das nicht nur in Finanzkreisen zu Pflichtlektüre avancierte. Der Titel des Buches könnte auch lauten: Wie verbrenne ich 65 Mrd. US-Dollar und lasse es mir dabei lange gut gehen?
Weitmann sprach nicht nur mit den Opfern des Milliardenbetrugs, die im Buch zu Wort kommen, er gibt tiefe Einblicke in die Mechanismen eines Marktes, der sich längst jeder tatsächlichen Kontrolle entzieht und offenbart so die ganze, unvorstellbare Tragweite des Börsenskandals. Diffizil leuchtet er die Mechanismen aus, die einen Madoff hervorbringen konnten und entlarvt dabei die Hauptfigur als Jahrhundertbetrüger. Deutlich arbeitet das Buch heraus, wie es über einen so langen Zeitraum gelingen konnte, alle – vom Kleinanleger bis zu staatlichen Organisationen – zu blenden.
Vor allem die Sachlichkeit und evidente Fachkenntnis überzeugen bei diesem Buch. Wer eine anprangernde Abrechnung mit dem Finanzsystem sucht, wird vergeblich lesen. Dafür eröffnet es aber Ein- und Weitblicke, die nicht auf die Schnelle recherchierbar sind, geht den Schwächen des Systems und den Motivationen seiner Agitatoren auf den Grund. Lesen!
Amir Weitmann: Madoff. Der Jahrhundertbetrüger. Chronologie einer Affäre.