Die seit ein paar Jahren einen Aufschwung erlebenden Philosophischen Praxen stellen in gewissem Sinne eine Rückbesinnung auf klassische Aufgaben der Philosophie dar. Die weitgehend in die Elfenbeintürme der Universitäten und Akademien verbannte Philosophie wurde wieder zu einer Praxis; einer Praxis, die eine Anleitung bzw. eine Reflektion über Denk- und Vorgehensweisen des Individuums darstellt und bei der Reflektion der Lebensführung eine Hilfestellung bietet. In diesem Sinne hat der Philosoph Gerd B. Achenbach 1981 den Begriff geprägt.
In dem von Detlef Staude (Vorsitzender des Berufsverbandes Philosophischer Praxen) herausgegebenen Sammelband „Methoden Philosophischer Praxis“ reflektieren PraktikerInnen über Methoden dieser relativ jungen Disziplin und bieten dabei einen sehr guten Überblick, der sich vor allem an in diesem Metier tätigen Kollegen richtet. Dabei weist dieser Sammelband die einem solchen Band innewohnenden Schwächen z.B. in Form von Redundanzen auf.
In 13 inhaltlichen Beiträgen werden anhand der in der Praxis gesammelten Erfahrungen Methoden, Fragen der eigenen (Berufs-)Ethik und Arbeitsfelder abgesteckt und reflektiert. Dabei geht es sowohl um eine theoretisch-orientierte Reflektion, die sich in der Frage nach der Bedeutung der Theorie innerhalb der Philosophischen Praxis (Staude / Huber) bzw. der Einordnung jener Disziplin im geisteswissenschaftlichen Kontext (Schiffer) als auch um die Geschichte der Disziplin (Staude) und den konkreten Tätigkeitsfeldern für die Disziplin unter dem Gesichtspunkt der Methodik (u.a. Lindseth, Huber). Nach knapp 30jähriger Geschichte bietet dieser Band eine kritische Reflexion und Bestandsaufnahme der Philosophischen Praxis, die das Feld sehr schön absteckt und eine Reihe von Fragen in den Raum stellt. Insgesamt ein inspirierendes Kompendium, was sicherlich für den einen oder anderen Praktiker einen Anstoß für die eigene Praxis bietet, aber auch für in angrenzenden Bereichen Tätige Anregungen bietet.
Detlef Staude (Hrsg.): Methoden Philosophischer Praxis, transcript Verlag Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1453-4, 280 S., Preis: 28,80 €.