Ausgehend von der recht groben Utopiedefinition des deutschen
Anarchisten Gustav Landauer („Die Revolution“), die von einer
klassischen Dichotomie von „Topie“ und „Utopie“ ausgeht, knüpft er an
eine Aussage von Richard Saage an, dem Guru der deutschsprachigen
Utopieforschung, an, der in der Forschung über libertäre Utopien immer
noch einen blinden Fleck der Disziplin verortete. Nach einer
definitorischen Einführung, in der er den Utopie- sowie den Science
Fiction-Begriff näher erläutert, stellt er ein Analyseraster bestehend
aus fünf Kategorien vor, anhand derer er die zwischen 1962 und 2002
publizierten SF-Geschichten und Romane von Ursula K. LeGuin (knapp 50
Texte) gewissenhaft darstellt und analysiert.
Dabei greift er auf ein breites Maß an Sekundärliteratur (Rezensionen,
literaturwissenschaftliche Forschungen) sowie eigens für die Arbeit
geführte Interviews mit der Autorin. Anschließend an die Untersuchung
führt er noch als weitere Kategorien die „Homöo-Utopie“ und die
„Hyper-Utopie“ ein, um innerhalb der untersuchten Texte weiter
ausdifferenzieren zu können. Unter „Homöo-Utopie“versteht er Texte, die
den Weg in Richtung einer Utopie beschreiben – ohne die Regeln einer
Utopie an sich zu erfüllen. „Hyper-Utopie“ ist hingegen ein Text, der
Aussagen über Utopien im allgemeinen trifft. Die seine Kriterien von
Utopien erfüllenden Texte werden von ihm anhand einer Reihe von
Aspekten (z.B. „Arbeit“, „Sozialstruktur“, „Trennung von Kultur und
Gesellschaft“) beleuchtet.
Er zeigt mit seiner Arbeit die Bedeutung des utopischen Denkens für das
Schaffen von LeGuins und auch deren breite Fächerung. Ein umfangreiches
Personen- und Sachregister erleichtert darüber hinaus die Seine Arbeit
kann vor diesem Hintergrund als eine erste Annäherung und
Grundlagenforschung sowohl über das utopische Denken LeGuins als auch
über die moderne Utopie an sich. Leider unterläßt er in seinem sehr
zugespitzen und kurzen Fazit einen Ausblick auf mögliche
Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen. Ebenso bleibt er eine
Begründung schuldig, warum er den Begriff der Ökologie, der im Verlauf
seiner Untersuchung immer wieder ins Auge sticht, nicht als
eigenständige Kategorie ihres Denkens im einleitenden Teil der Arbeit
thematisiert wird. Dennoch ist der Wert der vorliegenden Arbeit sowohl
für FreundInnen des Science Fiction-Genres, AnarchistInnen als auch für
Utopieinteressierte nicht zu unterschätzen.