Ich habe gestern Nacht große Teile der Rede Trumps vor dem Repräsentantenhaus in Washington gesehen. Ich kann nicht verstehen, dass die Kollegen aus den Politikressorts der großen Tageszeitungen ihren Fokus nicht auf die beiden Ankerpunkte diese Rede richten. Der eine ist die ausdrückliche Erwähnung von VOICE (Victims Of Immigration Crime Engagement), einem Institut, das neu geschaffen wurde. Es soll die Opfer von solchen Verbrechen betreuen, die von Immigranten begangen wurden. Damit ist ein propagandistisches Instrument entstanden, das vollständig rassistisch und völkisch ist.
 
Zum anderen gipfelte die Rede in einem wilhelminischen „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch ‚Amerikaner'“-Pathos, der aber schon über diesen dummen Spruch des letzten deutschen Kaisers hinausging und anknüpfte an die Rede Hitlers von 1933, die sogenannte „Friedensrede“, aus der der Krieg schon aufleuchtete.
Trumps Rede war eine Führerrede, die Rede eines, der sich als Heilsbringer und nicht als Politiker sieht, eines, den die Vorsehung dem Volk geschenkt habe. Mit Donald Trump hat das undemokratische Wahlsystem der USA einen Präsidenten hervorgebracht, dem der Krieg als Möglichkeit zum Sieg näher ist, als der Frieden. Wer Trump gewählt hat, hat die Option zum Krieg gewählt. Hoffen wir, dass der Welt erspart bleibt, diese Option gewählt zu sehen.