Es scheint mir deutsches Problem zu sein; allein ich mag mich darin irren. Vielleicht gibt es Vergleichbares auch anderenorts. Ein Deutscher Intellektueller, wo bei ich “Deutscher” hier als Herkunfts- und Wesensbezeichnung verstanden haben möchte, ließ mich wissen, ich sei nicht ernsthaft genug. Zu lustig also. Ich würde zu viel Unsinn treiben auf meiner Facebookseite, womit er mein Profil dort meinte, bei Twitter und auch sonstwo. Ja, ich weiß. Ich neige zum Blödeln. Ich bin das Gegenteil eines Clowns. Jedenfalls wenn man die kolportierten Vorurteilen nimmt: Ich bin grundalbern und nur im Werk selbst von erheblicher Depression.
Aber bitte, ich kann nicht anders. Die ganze Welt ist angefüllt mit lustigen Merkwürdigkeiten. Vor Friseurgeschäften stehen Schilder, auf denen der Slogan “Lass Dein Haar leben” zu lesen steht; an der Autobahn von Hamburg nach Berlin wird ohne weiteren Hinweis auf großen Tafeln “Rettet den Wald” in die Welt gerufen. Menschen beziehen die Rückspiegel ihrer Autos mit Stoffpräservativen in Nationalfarben. Nachts laufen Werbesendungen für die Amigos. Und der selige Dr. Axel Stoll, promovierter Naturwissenschaftler, teilt mit, die Russen hätten Panzer die 300 Kilometer in der Stunde fahren könnten. Er nennt auch den Typ: der stammt aus einem Computerspiel.
Natürlich kann ich nicht nur lustig sein. Dazu ist die Lage zu ernst. Europa schrammt am Krieg vorbei, im Nahen Osten ist Krieg schon seit Jahrzehnten, in Afrika ermorden faschistoide Religionskrieger Jungen und nehmen Mädchen als Geiseln, die Polkappen schmelzen, die demokratischen Rechte sind gefährdet. Die Bildung nimmt ab. Sonst vernünftige Menschen laufen Putin hinterher, weil der als Antipode Obamas gilt. Menschen entschuldigen den Ruf “Hamas, Hamas, die Juden ins Gas” mit dem Angriff der israelischen Armee auf Gaza und fragen sich, weshalb der Jude nicht aus den Pogromen gegen ihn gelernt hat. Menschen, sagen mir, sie wollten eine bessere Welt, und züchten zugleich Zweifel in mir daran, ob besser nicht eigentlich schlechter wäre, denn — wie man weiß — gut gewollt, ist nicht gut gemacht. In den USA, in China, dem Iran und anderswo werden Todesurteile gefällt, die soziale Lage vieler Menschen ist so schlecht, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In der EU liegen die jährlichen Einkommensunterschiede über einhunderttausend Euro (Bulgarien und Luxemburg).
So sind die Zeiten. Man muss sie ändern. Da gehe völlig d’accord. Aber ohne Humor, Albernheit und den Willen Nonsens zu treiben, furztrocken also, wird das nichts werden.