360px-Bob_Dylan_BarcelonaIch habe es ja zuvor schon im Cultureglobe geschrieben: Das zweite große Momentum der Preisverleihung an Bob Dylan, die meine volle Zustimmung findet, ist der nun ganz unverdeckte Offenbarungseid für große Teile der Literaturkritik. Wir wollen von Mülltonnen-Denis absehen, wer Bücher, die er nicht mag in den Müllkübel wirft gehört selbst hinein (und wegen seines Umgangs mit Literatur, wäre für den Herrn Scheck ein Sendeplatz auf Super-RTL angemessen, da wäre er unter seinesgleichen). Aber auch vordem ernstzunehmende Kritiker*innen entblöden sich nicht Dylan mit Dieter Bohlen zu vergleichen und damit ein Bild von sich selbst zu schaffen, das schärfer nicht gezeichnet werden könnte: Eitelkeit, Ignoranz, Arroganz und Dummdreistigkeit sind keine guten Charaktereigenschaften eines Kritikers oder einer Kritikerin. Der Literaturhausvorsteher des Literaturhauses zu Graz hat einen so kreuzdämlichen Beitrag in der ZEIT veröffentlicht, dass man sich fremdschämen muss. Der Mann, Kastberger, ist Juror des niedergegangenen Bachmannpreises. Da wundert mich schon gar nichts mehr.

Und so geht es weiter. Die gesamte zweite Reihe der Kritik schreit auf. Eine erste gibt ja kaum. Nun sollte wissen, wer den Mund mit Vergleichen vollnimmt, die verdorben und verrottet sind, für wen dieser Preis eigentlich gedacht ist. Ausgezeichnet soll werden wer „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“. Aber selbst an diesem Basiswissen scheint es zu hapern. Sonst käme die Einschätzung, dass Liedtexte nicht zureichend wären gar nicht zustande. Bei diesem Unsinn der da in den rüden, unangebrachten Vorträgen zutage tritt ist man versucht, die Kolleginnen und Kollegen zu bitten den Homer ins Pfandhaus zu tragen. Sie kriegen Geld dafür und für eine CD von Dieter Bohlen wirds dann schon reichen.

Was für die zweite Garde der Kritiker gilt, gilt für die zweite und dritte Garde der einheimischen Dichterschaft auch. Es ist ein Graus. Da wird geneidet, dass grüner giftiger Nebel zwischen den Lettern des Blödsinns aufsteigt, die da in die Tastatur gehackt werden.

Dem Nobelpreiskomitee gebührt also doppelt Dank. Die Preisverleihung war richtig. Und die Aufdeckung der Schäden am maroden deutschsprachigen Literaturhaus überfällig. Es braucht einen ordentlichen Sturm, dass der Bauplatz frei wird.

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