Peter Härtling ist verstorben. Jene Generation der frühen Nachkriegsschriftsteller verliert einen ihrer sprachstärksten, engagiertesten und universellsten Mitglieder. Sein umfassendes Werk, die Vielgestaltigkeit seiner Veröffentlichungen, die Tiefe, die er erreichte hat die deutsche Dichtung so umfangreich bereichert, dass Härtling ganz ohne Frage auf Dauer Teil des literarischen Pantheons bleiben wird. Und zwar nicht auf den Raum der deutschen Sprache beschränkt, sondern über die Sprachgrenzen hinaus.
Härtling war ein engagierte, politischer Dichter. Darin soll er uns Vorbild sein. Uns, die wir den Generationen nach ihm angehören. Er hat sich, nach dem Bruch mit der SPD in der Friedensbewegung engagiert. Pace und Gerechtigkeit waren nicht nur Werkteil, sondern Handlungsmaxime über die literarische Arbeit hinaus.
Angesichts einer Welt voller Tod und Not, voller Kriege, Armut und Verelendung sollten wir, die wir Künstler sind wie er es war, es uns nicht erlauben nur durch das gedruckte Wort zu reden. Beschwert mit unseren Preisen, vergrößert durch unsere Prominenz, gehört durch unsere Bekanntheit sollten auch den Ungehorsam üben, der diese Welt besser machen könnte.
Das schulden wir niemanden, außer uns selbst und der Gesellschaft, in der wir leben. Auch das können wir von Peter Härtling lernen: Die Schönheit von zivilem Widerstand.
Es bleibt uns sein Werk und damit bleibt er. In seinem Werk aber bleibt uns, mehr vielleicht, als dies uns bei anderen blieb, Verpflichtung. Wir schreiben für uns, jedenfalls halten es doch einige so, wir schreiben für uns, weil wir nicht anders können. Aber das Handeln, die Einmischung, die Positionierung, das können wir dem Werk beifügen und wir können es für uns und für andere tun. Werden wir Härtlings.