2008.06.09._Michel_Houellebecq_Fot_Mariusz_Kubik_05Houellebecq, den ich als Barbar schon seit seinem ersten großen Erfolg empfinde, dieser in das Literarische fortgesetzte Westentaschen-Celine, dem allerdings das Talent Celines völlig abgeht, ist heute Thema der Literaturbeilage der „jungen Welt“. Und ich möchte dazu raten sich diese Beilage zu besorgen. Es gibt sie auch online gegen einen kleinen Obolus.
Houellebecqs neustes sprachlich lahmes Buch, „Unterwerfung“ (Dumont, 22,99, 272 Seiten*) wird allerdings auch von einigen Rezensenten in der Abteilung für Satire beheimatet vermutet, denen man eigentlich Einsicht zutrauen dürfte. Von Sabine Kebir zum Beispiel. Es handelt sich aber nicht um Satire. Die nämlich hat der französische Barbar noch nie geschrieben. Houellebecq meint, was er schreibt. Er schildert kein überspitztes Szenario um zu warnen, sondern um zu erreichen. Houellebecq möchte die Welt, und das heißt im Wesentlichen Frankreich, in einem Zustand haben, der voraufklärerisch daher kommt, in einem Zustand ohne Frauenrechte und Liberalität. Houellebecqs Gesellschaftsmodell ist der Ständestaat, der zwar die Armen mit Almosen versorgt, aber keinesfalls die Koalitionsfreiheit erlauben kann – die Armen könnten sie nutzen. Gewerkschaften, Parteien sollen überwunden werden durch das antidemokratische Instrument der direkten Demokratie.
Liberalität, womit die persönliche Freiheit, insbesondere die Freiheit der Frau und die Akzeptanz der sexuellen Abweichung gemeint ist, ist ihm verwerfliches Werk der Achtundsechziger, die sozusagen die Aufklärung noch nachwürzten und das Mahl damit wohlschmeckend und also inakzeptabel machten. Houellebecq, den ich für eine Art Konsalik für Gymnasiallehrer halte, hat das Zeug dazu, der Nicht-Rechts-Nicht-Links-Szene als Schreibkraft beizuwohnen.
Es ist eine gute Sache, dass sich die jW auf 8 Seiten dieses Schriftstellers annimmt. Und, auch das will ich erwähnen, die Einschätzungen des hervorragenden Thomas Wagner, sind in einer besonderen Weise fundiert. Einer Weise, die ihn über das Gros der Rezensenten hinaushebt.

Foto: Mariusz Kubik