Viel Neues hat er dabei nicht zu bieten – lediglich ein paar neue,
kleinere Details bietet die Studie für die Kenner des Themenkomplexes.
Spannender sind diesbezüglich die drei anschließenden Kapitel, in denen
die Repressalien nach dem Bürgerkrieg sowie die staatlich verordnete
Erinnerungspolitik zum Gegenstand der Untersuchung wird. Dieser Part
wurde in der bisherigen Spanienforschung stiefmütterlich behandelt.

In gewohnt akribischer Art präsentiert Bernecker seine
Forschungsergebnisse. Leider und das hätte man vom Anspruch des
Verlages her erwarten können, wird die schwerer zu fassende
Erinnerungspolitik der versprengten Reste der spanischen Republik in
jenen Jahren außer acht gelassen.
Der zweite Teil der Arbeit, den Sören Brinkmann beigesteuert hat, wird
die Entwicklung der Erinnerungspolitik nach dem Tod des Diktators
beleuchtet. Im positiven Gegensatz zu Bernecker nimmt er dabei auch
bezug auf die zivilgesellschaftlichen Akteure – allerdings teilweise
etwas oberflächlich.
Die Fokussierung auf Spanien an sich, ist vor dem Hintergrund der
internationalen Bedeutung des Ereignisses fragwürdig. Sie sollte
zumindest in einen kurzen internationalen Kontext gestellt werden –
nicht nur in einen historischen, wie es in diesem Band geschieht.
Dennoch ein insgesamt, trotz einiger Schwächen relevantes Buch.
 
Sören Brinkmann hat zudem an den bereits erwähnten Band inhaltlich
anschließend eine Forschungsarbeit über die Erinnerungspolitik speziell
in Katalonien nach dem Bürgerkrieg nachgelegt. Ausgehend von der
Deskription der historisch-politischen Entwicklung Kataloniens während
der zweiten spanischen Republik, die in der deutschsprachigen Forschung
bislang – ebenso wie die Situation des Baskenlandes – unterbeleuchtet
ist, der besonderen Situation Kataloniens im Bürgerkrieg, die neben der
regionalen Komponente vor allem durch den hohen Organisationsgrad der
Arbeiterschaft in der anarcho-syndikalistischen CNT bestimmt war,
thematisiert er auch die kulturelle Unterdrückung Kataloniens unter dem
Franco-Regime und den sich auf verschiedenen Ebenen dagegen regenden
Widerstand. Dieser Abschnitt ist für den Einstieg in die Materie sehr
gut geeignet. Der Abschnitt über die Transitión (Übergang von der
Diktatur zur Demokratie) in Spanien und den damit einhergehenden Wandel
der Erinnerungspolitik handelt er hingegen eher knapp ab. Die
darauffolgenden Jahre und der Ausblick auf die Gegenwart verkommen dann
auch noch zu einem teils sehr oberflächlichen Schnelldurchlauf, wo der
Lesende im positiven Falle Zeitdruck bei der Fertigstellung des Buches
herauslesen kann. Die am Anfang des Buches vorlegte Qualität kann Sörn
Brinkmann leider nicht bis zum Schluß durchhalten. Wer sich lediglich
für die aktuelle Situation der Erinnerungspolitik interessiert, kann
daher dieses Buch gewissentlich beiseite legen – für an der
geschichtlichen Entwicklung der spezifischen katalanischen
Erinnerungspolitik hingegen bietet das Buch einen sehr guten Einstieg
und Überblick.

Der bekannte Anarchist und langjährige Leiter des Instituts für
Internationale Sozialisgeschichte (IISG) in Amsterdam Arthur Lehning
(1899/2000) hat 1936 fünf Wochen lang das republikanische Spanien, d.h.
die Hochburgen Barcelona und València bereitst und sich einen Eindruck
von der Situation vor Ort machen können. In dieser Zeit führte er ein
Tagebuch, das nun erstmals in deutscher Sprache vorliegt und einen
lebhaften Eindruck seiner Erfahrungen vermittelt und kleinere Lücken in
der Forschung zum (spanischen) Anarchismus schließt. Sein Tagebuch
setzt sich aus drei Teilen zusammen – den Briefen an seine Frau
Mandelaine, dem teils ebenso in Briefform verfaßten, eigentlichen
Tagebuch und Notizen (Sachinformationen für Artikel). Die Eintragungen
wurden gewissenhaft und umfangreich editiert. Ergänzt wird dieses
Dokument durch den Abdruck des 1937 erstmals veröffentlichten Artikels
„Anmerkungen zur Revolution in Spanien“ – ebenfalls eine deutsche
Erstübersetzung, die sich im wesentlich auf seine Tagebucheintragungen
und Notizen stützt – sowie eine von ihm verfaßte Rundfunkrede von 1936
(„Solidarität mit Spanien“) und Auszüge aus seiner Korrespondenz mit
libertären Mitstreitern wie z.B. Kaminski. Auch dieser Teil ist sehr
empfehlenswert, da er interessante, zeitgenössische Analysen und
Erkenntnisse aufzeigt. Das Vorwort von Toke van Helmond-Lehning, das
die beiden Texten einordnen soll, ist hingegen streckenweise etwas
oberflächlich ausgefallen und biete für den Kenner, der vorrangig an
der Veröffentlichung jener Texte Interesse besitzt, nur wenig relevante
neue Informationen. Es stützt sich weitgehendst auf die allgemein
gebräuchliche Sekundärliteratur. Nichts desto trotz ist dieses Buch für
ernsthafte Forschung zum spanischen Bürgerkrieg und vor allem der
spanischen Revolution unumgänglich und eine große Bereicherung. 

Der Antiquar Heiko Schmidt, der in seinem Prometheus-Antiquariat
(http://www.prometheus-antiquariat.de/) sich auf den Verkauf
klassischer Sozialistika spezialisiert, hat mit dem Titel „Die Freiheit
fällt nicht vom Himmel“ zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – ein
interessanten Sammelband zu unterschiedlichen Facetten des spanischen
Bürgerkrieges und den Antiquariatskatalog mit den Beständen zum
Spanischen Bürgerkrieg unter einen Hut gebracht. In seinem einführenden
Beitrag, in dem er wiederholt den Rückbezug auf den eigenen Bestand
sucht, skizziert er die Entwicklung des Krieges und der Revolution in
Spanien unter besonderer Berücksichtigung u.a. von der Presse und den
(Buch-)Verlagen. Seine Bestände lassen sich mit den umfangreichen
Anmerkungen daher wie ein Museumskatalog über den spanischen
Bürgerkrieg mit großen Augen durchblättern. Neben seinem eigenen
Beitrag sind vor allem die Beiträge von Nuria Fernandez Rojo („Die
Mujer Libre Carmen Conde und ihre literaturdidaktische Schrift La
composició literaia infantiln“), in dem die Mitgliedschaft der
bekannten Schriftstellerin Carma Conde in den Kreisen der Mujeres
Libres beleuchtet wird, und Gudrun Schroeters Beitrag („Leben für das
Leben…damit wir nicht vergessen“) über Interbrigadisten in der
Perspektive junger jüdischer New Yorker (1938) von großem Interesse. Es
handelt sich dabei um bislang wenig rezipierte Themen in Bezug auf die
soziale Revolution und den Bürgerkrieg. Weiterhin findet sich ein sehr
persönlicher Nachruf auf den Interbrigadisten Josef Schneeweiß und ein
Essay über die norwegische Journalistin Lise Lindbaek, die als
Kriegsreporterin in Spanien tätig war.

Maurice Schuhmann