Das Anliegen des vorliegenden Bandes – „Formationen des Politischen“ wird von Jens Adam und Asta Vonderau, den beiden Herausgebern, wie folgt bestimmt:
« Unser zentrales Anliegen ist es, die Möglichkeiten ethnographischen Forschens in politischen Feldern zu diskutieren, unterschiedliche methodische Herangehensweisen vorzustellen und somit zur Weiterentwicklung der qualitativen Politikforschung beizutragen (….) Unser Anliegen ist es zu zeigen, dass eine anthropologische Politikforschung über das analytische und empirische Instrumentarium verfügt, um solche Komplexitäten nachzuzeichnen. » (10; 17). Es ist ein hoher Anspruch, den die beiden Herausgeber formulieren und den sie in ihrer Auswahl von Forschungsarbeiten, die im deutschsprachigen Raum in den einschlägigen Institutionen und Fachbereichen entstanden, gerecht werden wollen.
Ein verbindendes Element der Arbeiten ist dabei durch den Begriff des „politischen Feldes“ gegeben, der eng mit den Forschungen des französischen Soziologen Pierre Bourdieu verbunden ist. Dieser hatte in seinem gleichnamigen Werk den Begriff « Politisches Feld » wie folgt definiert: « Das Feld ist in der Tat ein Mikrokosmos, eine Art Welt für sich, eine zu einem guten Teil, aber nicht völlig geschlossene Welt, sonst gäbe es kein politisches Leben, aber dennoch ziemlich geschlossen, ziemlich unabhängig von dem, was ausserhalb vor sich geht ». Eine weitere wichtige Ressource für die meisten Beiträge bieten die Arbeiten von Cris Shore und Susan Wright (« Anthropology of Policy », « Policy Worlds »), d.h. es geht explizit um die Policy-Ebene der Politik, d.h. jenen Bereich der Politik, der durch die inhaltliche Dimension bestimmt ist.
Der Aufbau des Sammelbandes gliedert sich in die vier folgenden Sektionen:
– (Trans-)Formationen staatlicher Politiken
– Mobile Konzepte – Improvisierte Ordnungen
– Reeskalierungen politischer Felder
– Methodische Zugänge – Ethnographische Positionierungen
Die inhaltliche Ausformulierung dessen ist sehr vielschichtig. In der ersten Sektion finden sich u.a. Analysen von Bildungsmythen anhand einer Studie über die Hauptschule in Berlin (Stefan Wellfraf), der Deutschen Islam Konferenz (Fabian Engler) oder die staatliche Definition von nationaler Zugehörigkeit in der Dominikanischen Republik (Tobias Schwarz). In der zweiten Sektion geht es u.a. um « The policy of mothering » am Beispiel der SOS-Kinderdörfer (Sarah Speck) und um die Implementation dezentraler Energieversorgung in einem bayrischen Dorf (Franziska Sperling). Die dritte Sektion beinhaltet Untersuchungen über das International Centre for Migration Policy Development (Sabine Hess) und die Consumer citizenship in Griechenland (Kerstin Poehls).
Die abschließende Sektion, die mit lediglich zwei Beiträgen leider etwas knapp ausfällt, werden die trans-sequentielle Analyse (Thomas Scheffer) sowie die Berücksichtigung der Kategorien Geschlecht und Sexualität in der politischen Anthropologie (Beate Binder).
Viele Beiträge beruhen auf den Dissertationen der Beiträger bzw. auf in Arbeit befindlichen Dissertationen. Sie spiegelt die Breite jenes Anasatzes wieder und präsentieren dabei auch einen entsprechend breiten Methodenhkanon, der sich nicht nur auf die in den letzten beiden Kapiteln diskutierten Methoden erschöpft.
Der Band eignet sich vor diesem Hintergrund als Inspiration und um sich einen Überblick über den Stand der politischen Anthropologie und ihrer Anwendungsbereiche zu schaffen
Maurice Schuhmann
Jens Adam / Asta Vonderau (Hg.) : Formation des Politischen. Anthropologie politischer Felder, transcript Verlag Bielefeld 2014, ISBN: 978-3-8376-2263-8, 390 S.; Preis: 34,99 Euro.