Die Elbe schlägt mit Wellenfäusten
an die Pontons der Landungsbrücken.
Der Frühling lacht mit tausend Möven
zusammen über Stadt und Hafen.
Vom Michel singt mit voller Stimme
die Glocke, die als ich Kind vom Hafen her
ich schlagen hörte Sonntag morgen.
Sie klingt als flöße Zeit in dieser Stadt
nur träge durch die Jahre.
 
Und auf der Reeperbahn die Tauben
picken auf die Restnacht
zwischen hingesunk’nen Trinkern.
Die schönste aller Huren, die ich kenne,
und kenne sie vom Kaffeetrinken früh
nach ihrer Schicht und auch der meinen,
längst ist sie dort nicht mehr zu finden, im Café,
wie mir die Kellnerin verrät, die schon vor fünfzehn Jahren hier
die Tortenstücke auf die Teller balancierte.
 
Ob sich die schöne Hure noch an mich erinnern wird
und an die morgentlichen Konversationen über
die Frage ob wir Sahnetorte oder Petit Four
den Vorzug für unser Abendessen geben sollten,
entscheidungslos teilten wir die süßen Stücke
und schoben sie uns gegenseitig in den Mund.
Fast wären wir an einem solchen Morgen
im Lafayett-Hotel gelandet und in weichen Betten,
doch in der Lobby scheuten wir,
uns so die Nähe, die wir hatten, wegzustoßen.
 
Und keins verriet dem anderen den Namen.
Doch unsre Morgen, zufällig und nicht planbar,
wenn wir am kleinen Tisch uns bei den Händen hielten —
die waren uns wie paralleles Leben.