Ein verbrannter Dichter
Der aus Schlesien stammende Max Herrmann-Neiße (1886-1941) gehört mit seiner Lyrik, seiner Prosa und einigen Theaterstücken zur großen Zahl der SchriftstellerInnen, deren Werke 1933 verboten und verbrannt wurden. Wie viele andere gerieten er und sein Werk in Vergessenheit. Seine pessimistische Reflexion darüber, dass Opposition nirgends beliebt ist, behielt über seinen Tod hinaus Gültigkeit: »Eher lässt man den erfolgreichen Verbrecher gelten, der die Macht erobert hat, als dass man einem machtlosen Empörer aus Überzeugung, einem anhanglosen Freiheitskämpfer, Gerechtigkeit widerfahren lässt.« Erst die viel gelobte Ausgabe der »Gesammelten Werke in zehn Bänden« im Verlag Zweitausendeins (1986 -1990) brachte ihn ins literarische Gedächtnis zurück. Von Anfang an sollte dieser Ausgabe eine Edition der gesammelten Briefe von Max Herrmann-Neiße folgen. Nun erscheint sie endlich in zwei Bänden, angepasst an die bisherige Werkausgabe mit Umschlagzeichnungen und Vorsätzen von Johannes Grützke. Erneut sind Klaus Völker und Michael Prinz die Herausgeber und sorgen für die editorische Stringenz und Genauigkeit. Die Lektüre der »Briefe« ermöglicht eine Wiederentdeckung von Hermann-Neißes Werk. Darüber hinaus erzählen sie eindrücklich vom Leben der Boheme und dem Alltag eines Schriftstellers am Anfang des 20. Jahrhunderts, von seinen Reflexionen über den politischen Zustand Deutschlands, über sein Exil und sich selbst. Max Herrmann-Neisse, 1886 in Neiße in Schlesien geboren, hat Gedichte, Theaterstücke und Prosatexte geschrieben. Durch die Veröffentlichung seiner Gedichte in den Zeitschriften »Die Aktion« und »Pan« wurde er bereits als junger Autor bekannt und wurde mehrfach ausgezeichnet. Neben Gedichtbänden wie »Sie und die Stadt« (1914), »Die Preisgabe« (1919), »Im Stern des Schmerzes« (1924), »Einsame Stimme« (1927) und »Musik der Nacht« (1932) schrieb er etliche Romane und Novellen, darunter »Cajetan Schaltermann« (1920), »Der Flüchtling« (1921) und »Die Begegnung« (1925). 1933, nach dem Reichstagsbrand, ging er ins Exil nach London und gründete dort gemeinsam mit Lion Feuchtwanger, Rudolf Olden und Ernst Toller den Exil-P.E.N.. Der einzige Gedichtband, der zu seinen Lebzeiten im Exil verlegt wurde, hatte den bezeichnenden Titel »Um uns die Fremde« (1936). Im April 1941 starb er in London. Der Band »Letzte Gedichte« wurde posthum von seiner Frau Leni veröffentlicht. Siehe auch: http://www.verbrecherverlag.de/buch/734 Siehe ebenso: http://www.verbrecherverlag.de/buch/733
Max Herrmann-Neiße Briefe
Verbrecher Verlag
Herausgegeben und kommentiert von Klaus Völker und Michael Prinz Band 1 ISBN 978-3-940426-75-8 Band 2 ISBN 978-3-940426-76-5 Schöner Einband, gestaltet von Johannes Grützke, mit Lesebändchen je ca. 1100 Seiten je 42 €