Was mich bei der Berichterstattung wundert, ist, dass Hippies und Nazis jetzt immer als Gegensatz genannt werden, der zur Überraschung von Journalisten zusammen auf den Berliner Demos des Wochenendes zu sehen war.
Erinnert sich niemand an Charles Manson und seine Killerbande? Es gibt faschistische Strömungen in allen Subkulturen: Nazipunks und totalitäre Sekten, Dreadlock-Träger, die sich damit weniger an jamaikanischen Gepflogenheiten orientieren, als eher an Behauptungen über germanische und keltische Haartrachten von Heilern und Druiden.
Und diese Mischung findet sich unter den Demonstranten, auch am 29. August 2020 in Berlin.
Das Problem derer, die mit selbstverständlich zu tolerierenden Anliegen auf die Demonstrationen gehen, ist die Nichtabgrenzbarkeit. Sie wissen, dass sich diese brauen Vögel untermischen werden, um die Veranstaltungen als Litfaßsäule zu benutzen. Und die Masse, die sich dann als Amalgam zu sehen ist, ist nicht separierbar.
Auch deshalb nicht, weil die Veranstalter ja keine Anstrengungen zur Abgrenzung von Reichskriegsflaggenträger und anderen unternehmen, die Hundertschaft der in Stadt und Land bekannten Rechtsradikalen nicht vom Mitlaufen abhalten und auch nicht die, die schlichtweg das Virus, ja oftmals alle Viren leugnen oder mit den irrsinnen Slogans von Q-Anon herumlaufen.
Und die sind eben nicht tolerierbar.
Der Pressesprecher von 711, der jetzt auch wieder ein zentraler Anlaufmensch für die Presse war, hat bis vor wenigen Wochen und Monaten auf seinem FB-Profil vor der Vermischung der Völker gewarnt. Der Tagesspiegel hat das recherchiert und mit allen Beweisen veröffentlicht. Es ist also auch der Ausrichter selbst, der nicht ohne Vorbehalt betrachtet werden kann.
Die Gewalt gegen die Presse, nicht nur in Berlin, sondern auch im kleinen Weiden (ich und andere haben die dort für die Demonstrationen verantwortliche Stadträtin angezeigt, die Ermittlung der Polizei trägt ein Sammelaktenzeichen), die Idee, dass sich die Pressevertreter akkreditieren lassen sollen bei diesen Demonstrationen, dass Journalisten ihren Namen nennen und ihre Adressen angeben sollen, ist völlig irrwitzig. Das entspricht auch keinem Pressegesetz, die immer wieder verlangte Einschränkung des Foto- und Filmrechts (§ 23 KUK erlaubt das Fotografieren und Filmen von Demonstrationen) ist rechtswidrig. Das muss einem vernünftigen Menschen doch zeigen, wie ernst es den Leuten die da aufrufen um die Freiheitsrechte ist: Nämlich gar nicht.
Weil das alles bekannt ist, ist der Wunsch Einzelner, nicht als Teil der Masse gesehen zu werden, die da aufläuft eine unerfüllbare Bitte. Man kann im Gespräch differenzieren, in dem man mit den einen debattiert und den anderen mit Abgrenzung begegnet, hinsichtlich der Demonstrationen ist eine Differenzierung nicht möglich. Und es war ja 711 selbst, die zur Anmeldung von unzählbaren Demonstrationen aufgerufen hatte. Sie haben für die Vorfälle vor der russischen Botschaft und auf der Reichstagsgebäudetreppe doch die Musik gespielt.
Die Rosine gehört zum Stuten. Sie ist halt Teil des Gebäcks.