Angesichts der weltweiten Herausforderungen müssen imperiale Gelüste verhindert und zugleich die Globalisierung vorangetrieben werden. Dazu braucht es Regularien. Ohne globale Zusammenarbeit kommt die Menschheit nicht aus.
Steigende Meeresspiegel, Süßwasserknappheit, unklare globale Bevölkerungsentwicklung, Verstädterung, Wüstenbildungen usw. machen aus nationalen oder auch nur regionalen Entscheidungen globale Angelegenheiten.
Damit stellt sich die Frage nach der zukünftigen Rolle, ja nach dem Sinn der (von) Nationalstaaten.
Die durchschnittliche Geburtenrate wird darüber eintscheiden, wie sich die globale Not entwickelt. Die UNO geht zum gegenwärtigen Stand davon aus, dass die Geburtenrate unter das Ersatzniveau fallen wird. Das Ersatzniveau liegt bei 2,1 Kindern pro Frau. Doch bliebe die Geburtenraten auf dem jetzigen Stand, so würde die Weltbevölkerung in 86 Jahren über achtundzwanzig Milliarden. Diese Zahl zu ernähren, denn man muss von einem Worst-Case-Szenario ausgehen, bräuchte erheblichen technologischen Fortschritt in der Ernährung. Selbst mit prognostizierten Produktionsszenarien (städtische Hochhauslandwirtschaft mit mehreren Ernten pro Jahr etc.) wäre nach dem jetzigen Stand nur eine Bevölkerung von fünfundzwanzig Milliarden zu ernähren.
Aber Nahrung ist nicht das einzige Problem. Ein größeres noch ist die Versorgung mit sauberem Wasser und mit Energie. Eine Weltbevölkerung von achtundzwanzig Milliarden Menschen sieht dem sicheren und auch baldigen Untergang entgegen, wenn es nicht gelingt, Energie ohne den Ausstoß von CO2 zu erzeugen und zugleich eine Landwirtschaft zu betreiben, die pestizidfrei produziert, weil die Verseuchung des Grundwassers sonst Größenordnungen annehmen würde, die den Tod von Millionen bedeuteten.
Wasser aber ist auch der Stoff, aus dem Energie gewonnen wird und der für die Verarbeitung von Rohstoffen notwendig ist. Schon jetzt gibt es Auseinandersetzungen zwischen großen Staaten um die Umleitung von Flüssen und dem Bau von Staudämmen. Damit verbunden ist eine zunehmende Kriegsgefahr, die durch Rohstoffknappheit (seltene Erden, Öl, Uran, Eisen, Kupfer, Silber usw.) zusätzlich steigt.
Die Problemketten sind durch einzelstaatliches Handeln nicht zu lösen. Auch regionale, bilaterale, trans- oder internationale, aber nicht weltumspannende, Lösungen reichen nicht aus. Nur die Möglichkeit globalen Handelns öffnet den Weg, zu Lösungen zu gelangen, die nicht den Tod von Abermillionen bedeuten.
870 Millionen Menschen leiden Hunger (WFP der UNO), knapp 9 Millionen Menschen verhungern jedes Jahr. 7,6 Millionen Kinder sterben jedes Jahr, zwei Drittel davon aufgrund von Krankheiten, die bekämpft werden könnten (SPIEGEL, 11. Mai 2012). 3,5 Millionen Menschen sterben jährlich aufgrund schlechter Wasserversorgung (STERN, 12. März 2012). 2 Millionen Menschen sterben jährlich aufgrund von Smog (UNEP-Bericht 2008). 60% aller Ökosystem sind geschädigt oder strapaziert (dito). Im Jahre 2008 waren 30% aller Fischbestände kollabiert, ein Viertel Lateinamerikas hat sich von einem Waldgebiet in eine Wüste verwandelt (dito). Hinzu kommen Millionen Tote aufgrund von Arbeitsbedingungen und unbehandelten Krankheiten.
Diese dramatischen Zahlen werden in erheblichem Maße zunehmen, wenn es nicht gelingt, zu globalen Strategien zu gelangen, die den Raubbau der Umwelt ebenso verhindern, wie Hungerkatastrophen, Versorgungsprobleme bei der medizinischen Betreuung, bei der Bereitstellung von sauberem Wasser usw.
Es wird, das ist absehbar, keine Inseln der Glückseligen geben. Was gestern an Wüstenbildungen Lateinamerika und Afrika betraf, betrifft heute schon Spanien. Was heute Spanien betrifft, wird morgen Auswirkungen auch auf andere Europäische Staaten haben. Der Aufbruch von Milliarden Menschen in eine technologisierte Zukunft in China, Indien (zusammen 2,3 Milliarden Menschen), Brasilien und anderen Staaten, die Notwendigkeit, Afrika zu einem Kontinent fernab der gegenwärtigen Probleme zu gestalten, sind Probleme, die sowohl miteinander verknüpft sind, als auch die Menschheit insgesamt vor Probleme stellen.
Diese Probleme sind weder mit Gipfeltreffen zu lösen, noch mit imperialistischen Strategien. Keines der vier großen Weltzentren (USA, Europa, Russland, China) kann die Situation für sich, und sei es auch nur auf mittlere Sicht, entschärfen.
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Quelle: United Nations World Food Programme’s interactive "hunger map": http://cdn.wfp.org/hungermap/