Mit dem Roman „Esse“, der stilistisch in eine Tradition des von Alain Robbe-Grillet geprägten Roman Noveau gestellt werden kann, publiziert Alexandre Gamberra bereits sein drittes Buch beim französischen Erotikverlag Editions Tabou. In diesem zeigt sich eine weitere Herauskristallisierung seines schriftstellerischen Könnens, die sich bereits in den Büchern „Un amour sans merci“ und „Les Filles de Déluge“ andeutete. Es ist auch gleichzeitig eine eigene literarische Reflexion über das bisherige Schaffen, was dieses Buch zu einem sehr persönlichen macht. In Form von Tagebucheinträgen einer Woche im April zeichnet Gamberra das Leben seines Alter-Egos nach, einem leicht melancholischen Literaturwissenschaftsprofessor in der französischen Provinz. Damit wäre er sicherlich bei einem anderen Verlag besser aufgehoben.

Es ist ein sehr gutes Buch, aber keines, was man – trotz des eindeutigen Covers – unter dem Label „Erotische Literatur“ vermuten würde. Sexualität spielt zwar eine Rolle – allerdings mehr auf der Ebene der Reflexionen seines Alter-Egos, wenn dieses über das Phantasma der Prostitution reflektiert als in der expliziten Darstellung, wie man es aus seinem Debütroman „Une amour sans merci“ kannte. Ein Roman den man in Ruhe bei einem Gläschen Rotwein lesen sollte.

 

Alexandre Gamberra: Esse, Editions Tabou Milly-la-Forêt 2011

Blog des Autors: http://gamberra.canalblog.com/