Anja Bunt reiht sich leider auch ein,
in die eingangs kritisierte Kategorie von Autorinnen. Sie ist jung,
hat bislang bis auf ein paar Geschichten in der (unkritischen)
Szenepresse noch keine Erfahrungen mit dem literarischen Schreiben
und versucht dennoch, ein anspruchsvolles Genre wie das der
Erotikliteratur zu bedienen. Gerade dieses Genre verlangt von
AutorInnen ein besonderes Fingerspitzengefühl, wenn die Literatur
nicht in den Bereich belangloser „Pornographie" oder ebenso
unlesbarer Niederschrift der eigenen feuchten Träumen abdriften
will.

Anja Bunt beschreibt ihre Vorlieben als
masochistische Frau und den Weg hin zu einem bewußten Annehmen und
Ausleben ihrer eigenen Sexualität. Ja, das kennt man als SMler und
hat das auch schon xtausend mal bei Stammtischen sich von Neulingen
erzählen lassen. Ne, da haben doch die Schilderung von Sina-Aline
Geißler („Lust an der Unterwerfung") bis heute mehr Kick –
sowohl literarisch als auch auf einer erotischen Ebene. Ihre
Beschreibung der sexuellen Handlungen ist dabei weder Fisch noch
Fleisch, d.h. sie hat weder den Mut, es obszön und pornographisch
darzustellen, noch verfügt sie über die Geschicklichkeit, den
sexuellen Akt in Form einer sinnlichen Handlung zu beschreiben. Als
Leser hat man das Gefühl, daß sie Angst hat, sich selbst zu sehr zu
offenbaren. Sie beschreibt zwar die Handlungen, aber sie wirken kalt,
gefühllos und holzschnittartig. „Er zieht mich wieder an den
Haaren in eine aufrechte Position. Lehnt mich ans Auto und legt erst
richtig los. Rücksichtslos stößt er zu und es gefällt mir. Meine
Gefühle sind so stark, dass ich mich in Trance befinde. Die Welt um
mich verschwimmt und ich spüre, wie ich auf einen weiteren Höhepunkt
zusteuere" (110f.). Streckenweise wirkt die Darstellung von
sexuellen Handlungen, die immer wieder bei ihr zu (unreflektierten)
Vergewaltigungsszenarien werden, auch nur noch wie eine plumpe
Darstellung gewaltsamer, männlich-patriachaler Sexualität – die
aber auch nicht von ihrer Protagonistin glaubhaft als Kick
wahrgenommen wird.

Die der Anais-Reihe zugrunde liegende
Philosophie läuft letztendlich darauf hinaus, daß junge Autorinnen
– meistens Studentinnen – zu literarischen Eintagsfliegen
degradiert werden und ihnen keine Möglichkeit geboten wird, ihr
eigenes Profil zu entwickeln und – vielleicht auch gute oder
zumindest mittelmäßige Literatur zu verfassen. Mit dem bislang
verfolgten Konzept publiziert Anais lediglich „Literatur", die
für einen kurzen Augenblick für Gesprächsstoff sorgt, weil es sich
sehr gut in den aktuellen Trend einreiht, spätestens in einem Monat
aber bereits in Vergessenheit geraten ist…

Anna Bunt: Subjektiv. Aus dem Leben
einer devoten Frau, Anais Verlg Berlin 2009, ISBN: 978-3896025524,
256 S., Preis: 9,90 €.