Charles Aznavour ist verstorben. Er war so lange bei mir. Er hat mich begleitet, seit meiner Jugendzeit. Für mich war er wie der Arm, der stetig Dir um die Schulter liegt und Dich hält. Ein großer, ja ein riesiger Fels in der Brandung.
Er wird bleiben. So wie die Piaf bleibt, für die er Lieder schrieb, mit der er auftrat.
Mutig war er, auch während der faschistischen, deutschen Besetzung Frankreichs. Er, der Armenier, der sich für die Freiheit seiner Herkunftslandsleute einsetzte und der jeden Konflikt auf sich nahm, um das ehrende Andenken an die Armenier zu bewahren, die dem Völkermord durch türkische Truppen und türkische Sodateska zum Opfer fielen.

Ich habe ihn geliebt. Den Sänger Aznavour ebenso, wie den Schauspieler, der in die „Fantome des Hutmachers“ so großartig den Schneider Kachoudas spielte, wie schon zuvor den Sigismund Markus in der Blechtrommel. Siebzig Filme hat er gedreht. Unzählige Platten veröffentlicht, bis zuletzt Konzerte gegeben.

Er ist sicher einer der ewigen und wir müssen uns glücklich schätzen, in einer Zeit zu leben, in der wir Bild und Ton als Erbe weitergeben können.

Früh schon hat sich für die Rechte der Homosexuellen eingesetzt. Er hat humanistische Wahrhaftigkeit und persönliche Glaubwürdigkeit höher als Unangreifbarkeit gesetzt.

Ein großer, ja ein riesiger Künstler ist gestorben. Tot, nein, tot ist er nicht.

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