Da gibt es Schreibwerkstätten und Lesungen, Treffen und – das
Wichtigste – „Reibeisen“. Das ist die jährliche Literaturzeitschrift
des Kreises. Ein Buch im DinA4-Format und von einer ordentlichen Dicke.
Und in ihm, im Reibeisen, findet man Gedichte und Geschichten, die eine
Redaktion auswählt; und sie trifft keine schlechte Wahl.
Ich habe die Nummern 23, 24 und 25 (2008) gelesen, wenn auch nicht
alles. Doch, was ich las, hat mich davon überzeugt, dass es sich nicht
um die üblichen Versammlungen minderer Literatur handelt, wie man sie
allenthalben finden kann. Nein – hier gibt es unter den
kapfenbergischen Autoren Talente, die es, wie auch ihr Literaturkreis,
verdient hätten, von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu
werden.
Es ist natürlich unmöglich, all die Geschichten und Gedichte zu
besprechen, die sich im Reibeisen befinden. Der Versuch würde sämtliche
Möglichkeiten sprengen. So bleibt mir nur eine allgemeine Schilderung
der Qualität und ich hoffe, die dabei erwähnten Namen werden nicht als
abschließende Aufzählung aufgefasst, noch dass sie in Kapfenberg etwa
Neid hervorrufen.
Hans Bäck möchte ich nennen, der auch im Vorstand des Vereins aktiv
ist. Er schreibt geradezu atemlos, mit einer Wortgewalt, die man nicht
oft antrifft. Und in seinen Gedichten erkennt man, dass er um den Sinn
eines Gedichtes weiß: Also verdichtet, mit Wörtern malt, ein Bild
schafft. Hans Bäck ist ganz sicher eines der Talente aus Kapfenberg.
Axel Karner, diesen vollkommen stilsicheren Autor, der es schafft auf
kleinem Raum Charaktäre zu schaffen und Atmosphären und dessen
Geschichte „Leichenschmaus“ von außerordentlicher Qualität ist, will
ich zu erwähnen nicht vergessen.
Das Reibeisen also ist eine Literaturzeitung, die zu lesen sich lohnt.
Nicht nur wegen der literarischen Güte der Kurzgeschichten und Lyrik.
Auch der redaktionelle Teil, die Beschäftigung mit Kunst über den
Literaturkreis hinaus ist lesenswert.
Und meinen Kollegen von „Volltext“ und anderen Literaturzeitungen in
Österreich empfehle ich: Schreiben Sie darüber, beschäftigen Sie sich
mit dem Literaturkreis in Kapfenberg und befördern Sie mit Ihren
Mitteln die, welche dort die Literatur befördern. Ich glaube,
Kapfenberg würde sich für ein internationales Literaturfestival
hervorragend eignen. Es bräuchte allerdings die Unterstützung der
Presse über die Region hinaus. Menschen, die es organisieren könnten,
gibt es dort.
Wir werden in den kommenden Tagen die drei vorliegenden
Reibeisennummern auch hinsichtlich ihrer Entwicklung einzeln
besprechen. Dabei wollen wir auf einzelne Autoren und ihr
Entwicklungspotential besonders eingehen, weil uns das als einzige
Möglichkeit erscheint den Reibeisen, die ja Antologien sind, gerecht zu
werden.