Zenobia war die Kaiserin des palmyrischen Reiches. Sie kämpfte gegen die Römer und wurde durch Verrat besiegt. Zenobia – das ist die Heldin der Geschichten, die die Mutter des kleinen syrischen Mädchens Amina ihm erzählt. Geschichten an die sich das Mädchen erinnert, wie es sich an die Mutter erinnert und die Bomben, die Flugzeuge und die Soldaten, den Onkel und das Schiff, von dem es verloren ging.

Zenobia heißt auch die Graphic Novell die Morten Dürr und Lars Horneman zuerst im dänischen Cobolt Verlag herausbrachten und die nun bei bahoe books in Wien erschienen ist.

Es ist schreckliches Buch. Nein, nicht, weil es ein schlechtes Buch wäre. Es ist schrecklich, weil es so gut ist, so mitfühlend, ergreifend, ja, so sehr ans Herz greifend und an der Seele packend – so sehr, dass das Mädchen ganz wirklich wird, ganz aus der Zeichnung aufersteht und in den Raum des Lesers tritt, kalt, bleich. Und man möchte – obschon man doch weiß: Das ist nur Farbe auf Papier –, diese Kind solle glücklich sein, soll froh sein, solle sein.

Und ich sah, als ich durch die Bilder fiel, immer auch die Horden des Pöbels, der mit seinem Hass, seinem Rassismus, seiner Menschenverachtung selbst an diesem papierenen Tod Mitschuld trägt, weil ja nur die Wirklichkeit, so wie sie herbei gebrüllt, herbei gebrandschatzt, herbei gewählt wurde, es möglich gemacht hat, dass es dieses wahre, schrecklich wahre Buch gibt.

Bitte kaufen Sie es sich. Bitte gehen Sie in ihre Buchhandlungen und besorgen Sie es sich. Und bitte raten Sie dem Buchhändler, sich einen Stapel hinzulegen. Denn jedes Mal, wenn dieses Buch gelesen wird, wird vielleicht ein Wandel bei dem Leser, bei der Leserin, eintreten. Und vielleicht erreicht dieses Buch auch einen jener Schreihälse und der schreit dann nicht mehr. Sondern schweigt. Vor Scham.

Zenobia, Dürr und Horneman, bahoe books, ISBN 978-3-903022-76-8, Hardcover, Fadenheftung, € 18,00