>>Der frühere PEN-Präsident und Bestsellerautor Salman Rushdie kritisierte die Bedenken der Schriftsteller als "entsetzlich falsch". "Wenn PEN als Organisation der Meinungsfreiheit nicht die Menschen verteidigen und feiern kann, die dafür getötet worden sind, Bilder zu zeichnen, dann ist die Organisation ihren Namen nicht wert."<< (SPON von heute)
Rushdie hat Recht. Wer an dieser Stelle eine Diskussion aufmacht, die sich fragt, ob die Karikaturen, die Charlie Hebdo veröffentlicht hat in das eigene Wertesystem gehören, von ihm getragen werden oder nicht, begeht einen Frevel an der Freiheit von Kunst und Wort. Es stellt sich nicht die Frage, ob man Kritik an den Karikaturen anzumelden hat oder nicht. Es geht um die blutige, bösartige und nicht hinzunehmende Reaktion auf die Zeitung durch die Mörder. Die Solidarität mit ihr und damit die Preisverleihung ist nicht Ausdruck von antiislamischer Schmähung, sondern Ausdruck der Abscheu vor dem Mord, der ja nichts anderes war, als die zur Tat gewordene Behauptung, jemand hätte das Recht, seine Religion durch Gewalt und Mord zu schützen. Wer jetzt nicht nach den Tätern und ihrem Angriff auf Meinungs- und Pressefreiheit fragt, sondern nach den Opfern und ihrer Art von Journalismus, macht das bleierne Gewicht der Tat leichter.
Die Behauptung, die "französische Nation" wäre kulturell arrogant und hätte, denn anderes kann das nicht bedeuten, die Morde durch diese Arroganz und die vor der Benachteilung vieler Einwanderer verschlossenen Augen selbst hervorgebracht ist in sich schon deshalb eine chauvinistische Behauptung, weil sie ein ganzes Volk als vermeintliche Einheit schmäht. Ich schäme mich für diesen Unsinn, den Peter Carey per Mail an die NYT geschrieben hat. Ich schäme mich für meinen Kollegen angesichts der toten Journalisten, angesichts ihrer Angehörigen und angesichts der Aufgaben des internationalen PEN und seiner nationalen Zentren.