Monat: August 2008

Kohle und Sarrazin

thumb_brennende_steinkohle01Leute bringt Kohlen mit!

Der Berliner Senator Sarrazin ist bekannt für seine merkwürdigen (ja, ja, man soll sich das merken!) Ansichten über Kosten und Armut, die Einkaufszettel der Hartz-IV-Opfer und nun für seine Ideen, die Berliner an winterliche Kälte zu gewöhnen. Sozusagen, ein sarrazinscher Abhärtungskurs für die Stadt.

Da nicht nur in den heimischen vier Wänden mit Kälte zu rechnen ist, heißt es sich darauf einzustellen, dass auch die Theater kalt bleiben. Jedenfalls findet Sarrazin Temperaturen von um die 15 Grad für ausreichend hoch – nicht nur zu Hause, nein auch in Büros. Und da wird es nicht ausbleiben, dass in jenen Theatern, in denen die Spitzenpolitiker der Partei der Linken und der SPD nicht verkehren, auch die Temperaturen sinken werden. Denn wo die Kulturförderung schon jetzt mies ist, bleibt nichts für die steigenden Energiekosten.

Offenbar hat Sarrazin einen Hang zur unmittelbaren Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg. Nicht nur, was die Kalorienversorgung angeht,
sondern auch hinsichtlich der Temperaturen. Und wenn die Preise für
Enerigie weiterhin so steigen, wie bisher, ist auch der Gefrierpunkt
leicht zu erreichen.

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Der Beginn einer Epoche

573epoch_150Die Situationistische Internationale

Der libertäre Hamburger Verlag hat bereits in den Anfangsjahren seines Bestehens sich durch die Herausgabe der Texte der Situationisten Internationale bemüht und nun in einer Sonderausgabe anläßlich des 40. Jahrestages des Pariser Mais von 1968 eine Auswahl der Texte noch einmal aufgelegt, die zwischen 1958 und 1969 publiziert worden, und die Übersetzungen leicht überarbeitet haben. Es handelt sich um Texte aus den zwei Episoden des Bestehens jener Gruppe, die wie die englische Tageszeitung Times schrieb, „die erste revolutionäre Bewegung des Massenmedien-Zeitalters war“, – sowohl aus der ersten Episode, in der sich die Situationisten vorrangig als eine kultur- und künstlerisch-revolutionäre Bewegung (z.B. mit ihrer Kritik des Urbanismus) verstanden hat, und der politisierten Phase, in der die Gruppe sich u.a. über den 6 Tage-Krieg und den Algerienkrieg äußerte.

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Sex sells

thumb_7124570_7124570_xlSchlüpfrig

„Sex sells…“ ist eine alte und
bewährte Weisheit. Der Markt ist mittlerweile voll mit z.T.
schlüpfrigen oder sich seriös gebärdenden Ratgebern für besseren
Sex allein, zu zweit, zu dritt.. Gern gesehen werden in den letzten
Jahren auch die Ratgeber für sexuelle Subkulturen jenseits der
heteronormativen Blümchensexualität – Swinger, BDSMler und
Cybersex sind der derzeitige Hype, von dem wohl auch Sabine und Wolf
Deunan hoffen zu profitieren. Ihr Machwerk „Ein bisschen härter
ist viel besser“, was vom verlag auch noch als „Das ultimative
Einsteigerbuch für Paare!“ beworben wird, richtet sich an Pärchen,
die sich zum ersten Mal an das Thema BDSM heranwagen. Dabei
verspricht das Inhaltsverzeichnis einen praxisnahes Einsteigerbuch
mit grundlegenden Informationen von Standardknoten für’s Bondage,
Spanking-Tipps und Hinweise über Rollenspiele.

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Bück Dich, hier kommt die Kunst

thumb_henry_rollins_microphoneHenry Rollins: Eye Scream

Henry Rollins dürfte den meisten als Crossover-Musiker bekannt sein. Dabei sind seine literarischen Werke nicht weniger beachtenswert, als seine musikalischen. Eye Screem ist ein Buch, welches aus eine Reihe kurzer Sequenzen besteht und ohne Frage von einer ganz unglaublichen Intensität ist.

Ich empfinde bei Rollins eine große Nähe zur Beat-Generation. Seine klare, direkte und manchmal brutale Sprache schaffen eine Einheit mit dem Beschriebenen. Nie wirkt die Sprache künstlich, unpassend oder aufgesetzt. Eye Screem liest sich schnell, trotz seiner gewichtigen Inhalte. Es liest sich schnell, weil es einem nichts vormacht. Es ist, bei aller Strapaziertheit des Wortes, authentisch. Ein solches Erlebnis von anderer Sprache jenseits der bildungstümelnden, hatte ich zuletzt, als ich mit sechzehn oder siebzehn das erste Mal ein Buch von Bukowski in den Händen hielt: Kraftvoll, boshaft, liebend, zerstörend und zerstört – alles zu gleich.

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Sexunddreißig Klassiker

thumb_vdfelde-abneigng-0294Klassiker der Sexualwissenschaft

Der Kulturwissenschaftler und freie Publizist Pascal Pfitzenmaier hat für das Projekt Gutenberg unter wissenschaftlicher Beratung von PD Dr. med. Peer Briken eine Zusammenstellung von 36 Klassikern der Sexualwissenschaft erstellt und minimal editiert. Eine sehr löbliche Angelegenheit, da viele Titel in den gängigen Bibliotheken häufig mit dem Vermerk „Kriegsverlust möglich“ im jeweiligen Katalog auftauchen.

 Ausgehend von der 1886 erstmals publizierten „Psychopathia Sexualis“ über Alfred Adlers „Das Problem der Homosexualität“ bis hin zu van Veldes „Triologie über das eheliche Glück“ reicht die Sammlung, die er in vier Bereiche: Anfänge der Sexualwissenschaft, Entfaltung der Sexualwissenschaft, Sexualität und Fremde sowie Ehe- und Sexualratgeber – einteilt. Neben den Faksimiles der Texte finden sich kurze Inhaltsangaben und eine sehr oberflächliche Einleitung in die Thematik auf der DVD. So wichtig und löblich das Projekt ist, so schnell stößt es aber auch an seine Grenzen.

Das auf den ersten Blick so umfangreich erscheinende Archiv zeigt
für den Kenner bereits nach kurzem Betrachten erhebliche Lücken – z.B.
fehlt Iwan Blochs Studie über das Sexualleben der Engländer u.a.
relevante Texte.

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Jüdische Kultur

thumb_m-01452-covergross-20080228-121354Jüdische Hochschullehrer 1870 – 1924

Andreas D. Ebert, Direktor der Klinikfür Gynäkologie und Geburtsmedizin des Vivantes Humboldt-Klinikums in Berlin, hat mit der vorliegenden Studie einen wichtigen Beitrag für die Erforschung deutscher Universitätsgeschichte geleistet. Anhand einer quantitativen Untersuchung des Anteils von jüdischen Hochschullehrern (d.h.: Privatdozenten, Extrordinarien und Professoren) in den drei klassischen, weltlichen Fakultäten – Medizin, Philosophie und Jura – zeichnet er indirekt auch eine Entwicklung des deutschen Antisemitismus nach.

 Seine Studie liefert mit ihren Ergebnissen interessante Anknüpfungspunkte für eine nähere Erforschung einzelner Universitätsstädte und des Antisemitismus ihres Hochschullehrerkollegs. Dabei dienen ihm auch die Relation zum jüdischen Bevölkerungsanteil sowie die Relationen der Vertreter der christlichen Konfessionen eine Bezugsgröße.

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Klassenkampf: amerikanisch

cover_crossing-webCrossing the Border

Das gemeinsame Werk von Justin Akers
Chacón und Mike Davis thematisiert die Migration – im zweiten Teil
explizit die lateinamerikanische Migration am Beispiel Mexiko – und
deren Zusammenhang mit dem Klassenkampf. Dabei richtet sich der Fokus
des marxistischen Soziologen Mike Davis auf die Gewalt, die sowohl
von privater als auch staatlich institutioneller Seite gegen die
MigranntInnen ausgeübt wurde (z.B. die Pinkteron Agentur, Ku Klux
Klan) und zeichnet die unterschiedlichen Wellen dieser Gewalt nach.

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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