Solidaritätsaufruf gegen die Zensur
Am 9. Mai 2012 erfährt der LAIKA-Verlag Hamburg, dass der Verlag „aus politischen Gründen“ von der Teilnahme an den Linken Buchtagen 2012 in Berlin „ausgeschlossen“ wurde. Hintergrund war die Anfrage von Berliner FreundInnen des Verlages nach einem Standplatz. Auf telefonische Nachfrage bei dem uns genannten Sprecher Christian W., erfährt der Verlag in gedrungenen Sätzen, Grund sei ein „gewisses blaues Buch“, zu dem „Näheres nicht erläutert werden“ müsse. Angaben über das Gremium, das sich diesen Ausschluss anmaßte, wurden nicht gegeben.
Bei dem „gewissen(n) blaue(n) Buch“ handelt es sich um den 2. Band der Reihe Edition Provo Mitternacht auf der Mavi Marmara, erschienen im LAIKA-Verlag im März 2011, das Berichte und Reflexionen von ca. 50 Autoren enthält zur versuchten Blockadedurchbrechung 2010 durch die Gaza-Hilfsflottille und dem Angriff der israelischen Marine auf sie, sowie grundsätzlich zum Verhältnis Israel-Palästina. Zu den Autoren dieses Bandes gehören u.a. Moshe Zuckermann, Amira Hass, Sara Roy, Ilan Pappé, Henning Mankel, Noam Chomsky, Adam Horowitz und viele andere. Auf die Forderung des LAIKA-Verlages, eine politische Begründung abzugeben, haben die anonymen Ausschließer bis heute nicht reagiert.
Der LAIKA-Verlag ist ein dezidiert linker Verlag, der seit ca. 2 ½ Jahren mit verschiedenen Reihen zur Geschichte der Linken, zur notwendigen Theoriebildung und zu aktuellen sozialen, politischen oder internationalen Fragen publiziert.
Der Ausschluss dieses Verlages von einer sich selbst als „links“ definierenden Buchmesse ist ein Akt der Zensur, aber auch Ausdruck des dummen Anspruchs von Sackgassenlinken, darüber entscheiden zu dürfen, wer dazu gehört und wer nicht. Der Wunsch der Zensur ist der Herrschaftsanspruch über den Geist der anderen. Ihr Anlass ist nie die Unwahrheit, denn sie ist nicht zu fürchten, sondern in der Regel das eigene illegitime Interesse oder die eigene Idiotie, die sich gegenüber der freien politischen Auseinandersetzung blamiert.
Der LAIKA-Verlag ruft alle an diesen Linken Buchtagen Berlin 2012 beteiligten Verlage auf, diesem ebenso lächerlichen wie dummen Anspruch einer willkürlichen, dogmatischen Hinterzimmergruppe auf Herrschaft über das, was in linken Verlagen veröffentlicht werden darf und was nicht, mit der einzig angemessenen Reaktion zu begegnen: mit einer radikalen Absage.
Eine Beteiligung an einer Buchmesse unter der Akzeptanz der Zensur würde hinter den Anspruch aller linken Verlage, die Selbstbefähigung zur politischen Auseinandersetzung über alle Fragen der Gesellschaft und der Welt zu fördern, denunziativ zurückfallen.