Wenig explosiver Nietzsche
Über Friedrich Nietzsche heute noch etwas Neues zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Obwohl es noch keine Lehrstühle für die Interpretation des Zarathustras gibt, wie es einst Nietzsche in seinem „Ecce Homo“ prophezeite, so ist die Anzahl der Publikationen zu Nietzsche schier unüberschaubar und lässt wenig Platz für neue Ideen.
Die Autorin Birgit Lahan und die Fotografin Ute Mahler haben sich in „Nietzsche – Ich bin Dynamit“ dennoch an jenen Philosophen bzw. seine Biographie gewagt. Basierend auf biographischen Fakten, Berichten über Nietzsche und Briefwechseln wird das Leben Nietzsches solide, aber dennoch lebendig in romanhafter Form nachgezeichnet. Hier und da wird das Ganze dann auch noch mit Aphorismen und Passagen aus seinem Werk untermauert. Es wird das Standardporträt von Nietzsche gezeichnet – ohne irgendwelche neuen Erkenntnisse oder gewagten Neuinterpretationen. Seicht gleitet der Text dahin und dürfte lediglich jemanden, der sich vorher noch nicht mit Nietzsche beschäftigt hat, einen biographischen Einstieg bieten.
Garniert wird der Text mit Fotos, von den Orten, an denen Nietzsche einst verkehrte. Diese korrespondieren aber nur bedingt mit der Lebensgeschichte Nietzsches oder sind doch sehr platt auf ihn gemünzt – wie ein Bild von Venezianischen Masken oder das Bild einer Kutsche mit Pferd. Bei den meisten Fotos fragt man sich aber, inwiefern sie mit Nietzsche korrespondieren sollen. Weder entspricht die Ästhetik derjenigen, die Nietzsche vertrat noch scheinen sie adäquat für die Darstellung der Philosophie jenes umstrittenen Denkers geeignet zu sein.
Die Idee an sich ist zwar charmant, einen biographischen Essay mit Eindrücken der Orte, wo sein Leben spielte, zu verbinden, aber an der Umsetzung hackt es allemal – trotz der an sich schönen Gestaltung des Bandes. Schade, dass man diese Idee nicht adäquat umgesetzt hat.
Maurice Schuhmann
Birgit Lahan / Ute Mahler: Nietzsche – Ich bin Dynamit, Dietz Verlag Bonn 2017, ISBN: 9783801205041, 200 S., Preis: 24,90€.