Weite Umhänge und Jacken verhüllen nur mühsam die waffenstarrende
Ausrüstung. Sprengstoff beult die Taschen der düsteren Gesellen.
Manchmal hört man verhalten laut rauhe Kommandos oder leises
signalisierendes Zischen, wenn es nicht gerade von einer brennenden
Zündschnur kommt. Im nikotingelben Gebiß blitzt der Dolch, von dem
schäumend Speichel tropft, die kalte Schneide bereit, ins Herz des
arglos seine Runde drehenden Polizisten zu meucheln. Stechende Augen
belauern die ausgestorbenen Straßen.“ Mit diesen Worten wird die
typische Karikatur des Anarchisten in der Selbstdarstellung des
A-Ladens umrissen. Diese karikaturhafte Beschreibung von Anarchisten
ist bereits im 19. Jahrhundert weit verbreitet gewesen und wurde in den
60er Jahren von der Anarcho-Szene aufgegriffen und liebevoll in die
Comicfigur Anarchik umgemünzt. Der italienische Zeichner Roberto
Ambrosoli hat den Anarchik Mitte der 60er Jahre erschaffen und schon
sehr bald weltweit Nachahmer gefunden. Anarchik zierte den Rückcover
der ersten Ausgabe der Berliner Anarchopostille FIZ und stand u.a. Pate
für „Zwille“, die beliebte Figur des Zeichners Gerhard Seyfried.
Im zweiten Teil des Buches widmet sich Robert Halbach der Frage:
„Weshalb schwingen die Anarchisten eine schwarze Fahne?“. Nach einer
kurzen Einleitung kommen u.a. der mexikanische Anarchist Ricardo Flores
Magon („Die schwarze Fahne“), der Komponist und Schriftsteller F.
Loréal („Chant du drapeau noir“ – sowohl im Original als auch in der
Nachdichtung von Heribert Becker) sowie der französische Surrealist
André Breton („Rote und schwarze Fahnen“) zu Wort. Interessante
Beiträge, die allerdings für alte Hasen und Häsinnen der Szene nicht
viel Neues bieten. Das Buch bietet somit eine kurzweilige, vergnügliche
Lektüre für Anarch@s und beantwortet Fragen, die man sich vielleicht
mal am Anfang der A-Karriere gestellt hat.
Karin Kramer-Verlag Berlin 2008
ISBN: 978-3-87956-330-
294 S., Preis: 10 €.