thumb_kurzenaechteFalscher Untertitel?

„… und belanglose Sexgeschichten"
– möchte man gerne als Untertitel einfügen. Trotz eines Plots,
der eine etwas anders als gewohnte Perspektive verspricht – nämlich
aus der Sicht einer arbeitslosen alleinerziehenden Mutter, verfällt
die Erzählung in die Belanglosigkeit des Genres herab. Die
Erzählerin Eva durchlebt eine mehr oder weniger auf dem Niveau von
gängigen Fernsehvorabendserien eine Odyssee durch die Betten dreier
Männer, von denen sie nicht wirklich loskommt – darunter ihr
Ex-Lover und ein russischer Künstler, der sie gegen ihren
ursprünglichen Willen als Model nutzt.

Dabei wirkt die Beschreibung
der Sexszenen, an denen in diesem Buch kein Mangel herrscht,
weitestgehend unerotisch und oberflächlich – „‘Leck mich‘,
stöhne ich. Ich kann spüren, wie meine Nippel knackehart werden.
Sie warten auf seine Lippen, meine Nippel. Tom schiebt sich runter zu
meinen Brüsten und beißt hinein – geil -, fragt: ‚Ja? Soll ich
deine Muschi lecken, du Miststück?‘ ‚Ja, lecke mich, bitte,
…‘, stöhne ich" (S. 196). Der Höhepunkt des Romans ist dann
auch noch eine Gangbangszene in einem Berlin Hostel – was
eigentlich nicht wirklich zum Plot des restlichen Buches passt.
Schade, der Plot hätte Chancen für einen aus den üblichen Rahmen
herausfallenden Erotikroman geboten und wurde von der Autorin nicht
richtig in Szene gesetzt. Gerade die Hauptfigur, die mit 39 Jahren
und als Alleinerziehende nicht in die gängigen Klischee reinpasst,
hätte man wunderbar ausbauen können. An vielen Stellen möchte man
der Autorin zurufen, dass sie nicht schon wieder ein voraussehbares
Klischee bedienen soll – vergeblich…

 

Anna Blumbach: Kurze Nächte, Anais
Verlag Berlin 2009, ISBN: 978-3896025555, 286 S., Preis: 9,90 €.