Bereits im Ansatz läßt dieses Buch die Grundlagen wissenschaftlicher
Arbeit vermissen – weder erfährt der Leser, welche Definition von
Sadomasochismus Arne Hoffmann als Grundlage für seine Untersuchung
nutzt, noch wird deutlich, warum er beim Minnesang (Hartmann von Aue)
beginnt und nicht früher, wo es doch bedeutende lateinische und
griechische Texte mit Beschreibungen expliziter Praktiken gibt. Das
Fehlen einer Definition wird deutlich an den gewählten Beispielen, die
z.T. lediglich auf asymmetrischen Liebesverhältnissen beruhen.
Konsequent weitergedacht fällt damit jede Liebesbeziehung, in der ein
Partner den anderen vergöttert unter die Kategorie des Sadomasochismus.
Weiterhin fehlt eine Forschungsstandanalyse, die ihn auch vor manch
einem Fehlschluß bewahrt hätte und auch auf die Literaturauswahl eine
Auswirkung gehabt hätte. Die klassische Vampirthematik, die eindeutig
in den sadomasochistischen Kontext gehört und auch schon von
Krafft-Ebing darunter subsummiert wurde, fehlt vollkommen. Eine
eigenständige Literaturliste, in der die zitierte Literatur noch mal
aufgelistet ist, fehlt ebenfalls.

Was er unter dem Versuch der Begründung einer sadomasochistischen
Literaturtheorie an Literatur und AutorInnen thematisiert ist bereits
vor Jahren oder gar Jahrzehnten in gängigen literaturwissenschaftlichen
Zeitschriften thematisiert worden und findet sich auch auf den
einschlägigen Homepages aufgelistet. Es sind nur wenig unbekanntere
Autoren, die er ins Gespräch bringt, und einige Bedeutende (u.a.
Tanizaki, Breton) hingegen werden gar nicht erwähnt. Vor diesem
Hintergrund hätte Arne Hoffmann besser daran getan, eine Anthologie mit
sadomasophiler Weltliteratur zu erstellen. Diesem Anspruch würde das
vorliegende Buch schon eher gerecht werden als der in der Einleitung
formulierten Zielsetzung, aber auch hier wäre die Auswahl der Passagen
und die sehr oberflächlichen Einleitungen, die sich meistens nur aus
dem jeweiligen Eintrag im Kindler Literaturlexikon zu speisen pflegen,
zu kritisieren.

So interessant und diskussionswürdig der Ansatz einer eigenen
Literaturtheorie ist, die Umsetzung läßt es bereits an den
grundlegendsten Facetten fehlen und erreicht nicht einmal das Niveau,
was von Studierenden der Literaturwissenschaft im Grundstudium erwartet
wird.

Insgesamt ist das Machwerk mehr als dürftig und befindet sich im
Zustand einer ersten, unausgegorenen Materialrecherche für ein solches
Vorhaben.


Arne Hoffmann: In Leder gebunden.
SM in der Weltliteratur

U Books Diesdorf 2007

ISBN: 3-86608-078-6, 255 S., Preis: 18,90 €