Und ewig blüht der Ballack
Zehn Monopole beherrschen den Markt der Massenmedien: Tageszeitungen, Magazine, Fernsehsender. Zehn Monopole produzieren für die Profitmaximierung. Das kann auf Dauer nicht kompatibel mit dem Informationsauftrag sein.
Zu diesen zehn Monopolen gesellen sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die mit ihrem Radio- und Fernsehprogramm der Informationspflicht ebenfalls nur unzureichend nachkommen.
Die Junge Welt, die kleine linke Tageszeitung aus Berlin, wirbt mit dem Slogan „Sie lügen wie gedruckt – Wir drucken wie sie lügen“ und liegt damit völlig richtig.
Allerdings will ich mich gar nicht auf die Verbreitung von Halb- und Unwahrheiten beziehen, sondern darauf, dass mit dem Kampf um die Quote, um Abonnenten und Kioskhandel die Medien auch in ihrem Aufbau verändert worden sind.
Die Feuilletons, Träger der Informationen über Kunst und Kultur, sind geschrumpft und zwar bis zur völligen Unerkennbarkeit. Sie sind zu einer Art von Halde geworden, die man mit dem füllt, was für lustig und launig gehalten wird und anderenorts nicht hineinpasst; sie sind die Müllhalde der Redaktionen geworden. Da wird über die Leiden des Michael Ballacks sinniert oder über die Schönheit von Stahlwerken. Allerdings nicht aufgrund gerade erschienen Bücher – was ja noch anginge – sondern offenbar aus purer Lust an der Schwafelei.
Geschrumpft auf eine Seitenzahl, die nicht mehr tragen kann, was an Informationen vonnöten wäre, gefüllt mit ressortfremden Artikeln, kann das Feuilleton nicht mehr seinen Auftrag erfüllen. Und das genau ist gewollt. Die Information über Kunst und Kultur, wird zur Projektionsfläche für Mainstreamereignisse, verkommt zur Folie. Diese Deformation findet sich aber selbstverständlich nicht nur in Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch in den Fernsehprogrammen von ARD und ZDF. Wenn Titel, Thesen, Temperamente dem – nicht nur von mir – als Rassisten empfundenen Theo Sarrazin ein Medium bietet, um die Verkäufe für sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ nochmals zu erhöhen und ihm einen Verbreitungsplatz für seine kruden Thesen über „Orientale“ einzuräumen und sich zugleich durch den damit verbundenen Skandal Quote zu verschaffen, ist dieses Verhalten nur eines der Symptome eines Siechtums, welches die Kultur- und Kunstarbeit in den Massenmedien erfasst hat.
Wenn man fordert, dass sich die Bildung in Deutschland verbessern muss, wenn man beklagt, dass die Allgemeinbildung zurückgeht, dass es Defizite gibt – dass zum Beispiel Aufführungen von klassischer Musik nicht mehr ausreichend von jungen Leuten besucht werden –, dann kann man sich solche Feuilletons nicht leisten. Und wer da mit gutem Beispiel voranzugehen hätte, sind ARD und ZDF; die anderen, von der FAZ bis zur Zeit, allerdings müssen folgen. Es ist ihre Aufgabe – nicht mehr und nicht weniger. Allerdings wäre es darüber hinaus durchaus wichtig, die bildungsfernen Sendeanstalten, also z.B. RTL und ProSieben, zu verpflichten, in ihren Programmen mehr feuilletonistische Sendungen anzubieten. Wer hohe Quoten hat, hat auch eine hohe Verantwortung.