Tief schon stand die Sonne. Der Main: wie Gold. Ich und mein Hund. Das hohe Gras, die Bäume, blattschwer die Kronen. Ein Mann sitzt auf der Bank kurz vor der leichten Biegung des Wegs. Er spielt Gitarre. Ein Lied so schön, als wär es alle Lieder. So schön, dass mir vor Glückseligkeit die Augen feucht werden.
Jim Croce sagt der Mann und zieht seinen Hut. Du bist lang schon gestorben, sage ich. Aber ich lebe, sagt er.
Ich wache auf. Ich liege auf dem roten Sitzsack in meinem Zimmer. Es ist irgendein Nachmittag. Die Musik ist zu Ende. Davon bin ich wohl erwacht. Die Platte dreht sich noch auf dem Plattenspieler. Ich bin, ja, jetzt weiß ich es genau, aufgewacht, als „The Hard Way Every Time“ endete und das Klicken kam, mit dem der Apparat zeigt, dass die Rille endet. Ich bin verschlummert bei „I Got A Name“ schon. Nicht, dass ich geschlafen hätte. Die weiche Stimme hat mich ganz umflossen, gütig, ganz ungetrennt von mir, ganz so, als wäre sie in mir. Und auf ihr bin ich fortgeflogen. Jetzt bin ich zurück.
Der Geruch nach frischgemähtem Gras, den die Haut des Mädchens verbreitet, die Warmherzigkeit ihrer Umarmungen, macht er das? Scheint alles liebenswerter, weicher, schöner, näher, bamherziger, durch seine Stimme, durch diese Lieder, die mir, schon als ich sie das erste Mal hörte erschienen, als würde ich sie seit immer kennen, seit Ewigkeiten?
Als ich ihn zum ersten Male hörte, im Radio in Hamburg, 1973 wohl, er war abgestürzt und man sendete zum Andenken einige seiner Songs auf NDR II, Fünf-Uhr-Club, da habe ich wirklich geweint. Weil mir diese Lieder so unfassbar, ja, im Wortsinne: unfassbar, schienen, dass ich gar nicht wusste, wo ich mit mir bleiben sollte. Seit damals bin ich um ihn reicher, so, als hätte ich ein zusätzliches Organ bekommen: Jim Croce.

#jimcorce

 

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