prantlHeribert Prantl – Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung – erhebt seine Stimme wider Ignoranz und Trägheit.

von Jutta Schubert

In der Tradition des ‚J'accuse' – ich klage an – hat der streitbare und engagierte Journalist und Autor Heribert Prantl eine große Anklage geschrieben: Warum die Europäische Union lieber Grenzzäune baut und erhöht und Hilfsprogramme einstellt, als die Flüchtlinge, die zu Abertausenden über die Land- und Wasserwege an Europas Grenzen branden, aufzunehmen. Man spürt beim Lesen Prantls Wut, seine Verzweiflung auch. Ein wichtiger Appell, der an jede Kirchentür und jedes Rathaus genagelt werden sollte. Der ganze Aberwitz der europäischen Richtlinien, Gesetze und Maßnahmen im Umgang mit Flüchtlingen wird in seiner Streitschrift dargelegt und erweist sich als das, was er ist: absolut menschenunwürdig, absurd und beschämend.

Wer den Finger so in die Wunden legt, wie Prantl in seinem Plädoyer für Menschlichkeit, das Recht auf Asyl und der Europa an seine Pflichten gemahnt, polarisiert naturgemäß. Aber nur dadurch lässt sich vielleicht das träge, selbstgefällige Europa noch ein wenig aus seinem ignoranten Dornröschenschlaf aufwecken.

Eines von Prantls historischen Beispielen ist, dass schon die Bibel ein Flüchtlingsbuch ist. Auch in diesem Sinne kann man nur beten, dass sein Appell gehört und verbreitet wird. Lesen sollte man ihn auf jeden Fall! Und wer bisher nur vage Vorstellungen davon hat, wie es sich mit Europa und den Flüchtlingen eigentlich verhält, dem erschließt Prantl alle Zusammenhänge und macht Vorschläge zur Lösung dieses gigantischen und noch immer bei weitem von Europa unterschätzten Problems. Um Brecht zu zitieren, kann man nur hoffen: Er hat Vorschläge gemacht. Wir haben sie angenommen.

 Heribert Prantl, Im Namen der Menschlichkeit, Rettet die Flüchtlinge!, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015, 3,99 Euro