Helene Hegemann hat abgeschrieben. Und findet das gut. So weit, so klar. Sie ist sich keiner Schuld bewußt. Jene, die Plagiate aus dem Literaturbetrieb weiterhin verbannen wollen, sind nur zu dämlich zu begreifen, wie das Internet funktioniert. Das ist zwar Unsinn, aber den muss man als Erfinder des Unsinns auch erkennen können, was nicht einfach ist, wenn einem keiner vorschreibt, was man nachschreiben könnte. Die eigene geistige Arbeit reicht nicht einmal dazu aus, zu erkennen, was dieses Netz wirklich ist: Eine Informationsquelle und ein Hort der Meinungsfreiheit. Nicht ein Ersatz für eigene Arbeit und ein Hort zur Pflege der eigenen Faulheit.

Kann man im Buch von Frau Hegemann die ihre eigene Schöpfungshöhen noch erkennen? Was ist von ihr? Was ist von anderen? Bedeutet Ihre Einlassung (die ich nach ‚Buchmarkt‘ [7.2.] zitiere) „»… dass das, was ich geschrieben habe, ein Stellvertreterroman für die Nullerjahre ist, muss auch anerkannt werden, dass der Entstehungsprozess mit diesem Jahrzehnt und den Vorgehensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablösung von diesem ganzen Urheberrechtsexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Transformation.« sie wolle nun immer so weiter machen, weil sie irgendwie für modisch korrekt hält.

Zur Ehrenrettung des Internets und der Mehrheit seiner User kann ich sagen: So war es nicht gemeint (und ich bin dabei, seit es diese Einrichtung gibt), so wird es auch in der Regel von seriösen Usern nicht genutzt. Hegemann beraubt sich selbst jeder Seriosität. Sowohl als Userin des Internets, als – und das wiegt mehr – Autorin. Der Ullstein-Verlag täte gut daran, das Buch vom Markt zu nehmen und der Autorin die Rechte zurück zu geben. Sie kann es dann ja im kleinen Sukulturverlag in Berlin erscheinen lassen. Da erschien schon das Orginal. Vielleicht bringen die es unter „Original und Fälschung“ als Doppelband heraus. Airens Strobo würde sich vermutlich und vermutlich diebisch freuen, wenn ich so sagen darf.

Gänzlich unverständlich aber ist, wie Teile der Literaturkritik auf das Plagiat reagieren. Zeitungen, die vor nicht allzu langer Zeit noch überlegt haben, den „Perlentaucher“ wegen der Übernahme von Kritiken zu verklagen, sehen jetzt plötzlich den Aufbruch in eine schöne neue Selbstbedienungswelt im Literaturbetrieb. So geht es nicht. Die Literaturkritik hat auch dafür zu sorgen, dass Kritik am Werk überhaupt möglich ist. Wenn das Beispiel von Hegemann Schule macht, verkommt die Literaturkritik im schlimmsten Fall auf das Niveau von XY. Wer klaut am Besten. Und aus dem Preis der Leipziger Buchmesse wird der Preis für den Meisterdieb. Vielleicht sollten jene, die in der Literaturkritik den Gedanken der Schöpfung und der Schöpfungshöhe noch verteidigen, ihren Kollegen von der Selbstbedienungsfraktion so gehörig in den Hintern treten, wie es sich gehört.

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