Der Begriff « Interdisziplinarität » wurde vor ein paar Jahrzehnten zu einem Modebegriff in der Wissenschaft. Monodisziplinäre Ansätze gelten seitdem als nicht zeitgemäß bzw. der Komplexität der Problemstellungen nicht angemessen. Interdisziplinarität war ein unabdingbares Keyword in Finanzanträgen jeglicher Art. Die konkreten Erfahrungen und Herausforderungen von interdisziplinärer bzw. transdisziplinärer Forschung werden im vorliegenden Band von den meist (ehemaligen) 40 Mitarbeitern der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), intensiv reflektiert. Das Institut kann auf über 30 Jahre Erfahrungen zurückschauen. Verena Winiwarter, Ingenieurin und eine der Herausgeberinnen des Bandes, schreibt im einleitenden Beitrag prosaisch: « Dieses Buch lädt ein, einen bestimmten Weg, Wissenschaft zu verändern, ein Stück mitzugehen » (11f). Das von ihr mit den anderen Beteiligten geschriebene Kapitel « Methoden und Praktiken interdisziplinärer und transdisziplinärer Wissenschaft » reflektiert sehr gut die Methoden und Praktiken der Interdisziplinarität und nennt als Adressaten des Bandes: « Dieses Buch wendet sich an alle WissenschaftlerInnen, die ihre eignen inter- und transdisziplinären Erfahrungen im Vergleich mit den hier vorgestellten reflektieren möchten, an all jene, die sich für diese Arbeitsformen interessieren, bislang damit nicht gearbeitet haben und eine praxisorientierte Einführung suchen » (27).
Maria Nicolini, benennt in ihrem Beitrag die drei den Band durchziehenden Positionen:
- – Inter- und transdisziplinäre Forschung ist angewiesen auf die Vielfalt wissenschaftlicher Disziplinen
- – Sie stellt sich in den öffentlichen Dialog, kann sich auch von Politik nicht fernhalten
- – Ihre Trägermedien sind vor allem die Sprache und die Sensitivität für die Geschehnisse im Forschungsfeld (29).
In den daran anschließenden Kapiteln werden unterschiedliche Facetten dieses Ansatzes aufgegriffen und diskutiert. Der Beitrag von Arno Bammé und Armin Spök thematisiert z.B. « Probleme wahrnehmen und diskutieren ». In den Beiträgen von Larisa Krainer und Barabara Smetschka sowie dem von Ruth Lerchster und Barbara Lesjak Forschungsteam unter unterschiedlichen Perspektiven. Andere wichtige Thematiken, die in dem Band aufgegriffen werden, sind u.a. der Umgang mit Differenzen in, der von Ewald E. Krainz und Martina Ukowitz, oder die Frage nach der Kommunikation innerhalb des Teams, die von Elisabeth Reitinger, Larissa Krainer, Georg Zepke und Erich Lehner gestellt wird. Andere Themen sind Qualitätsmanagment bei interdisziplinären Projekten (Elisabeth Reitinger, Martina Ukowitz) und die Frage nach der korrekten Beendigung von Projekten (Katharina Heimerl, Georg Zepke, Andreas Heller, Martin Schmid). Abschließend wird basierend auf einzelnen Beispielen aus der Praxis ganz konkret das Themenfeld bearbeitet.
Der Sammelband ist vor dem Hintergrund, dass es sich bei den Autoren um Leute aus der Praxis handelt, sehr interessant. Sie beleuchten wichtige Themen im Bereich der interdisziplinären Forschung und bieten dabei eine Reihe von Denkanstößen, die einen jeden Wissenschaftler im Bereich der interdisziplinären Forschung beschäftigen.
Maurice Schuhmann
Website der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: http://www.uni-klu.ac.at/iff/