Im Mittelpunkt steht dabei die Reflexion über die kommunistische
Forderung nach einer Gemeinschaft in einer „Zeit, die sogar das
Verstehen derselben verloren hat“ (S. 9). Nancys Überlegungen, die sich
sowohl auf seine eigene Philosophie als auch die des Soziologen George
Bataille (vor allem auf: „Die innere Erfahrung“, Matthes & Seitz,
München 1999) beziehen, implizit folgend stellt er dabei die Frage nach
der Wechselbeziehung von „Individuum“ und „Gemeinschaft“. Sein erstes
Zwischenfazit bezüglich einer Reflexion über das Wesen der Gemeinschaft
lautet:

  • 1) Die Gemeinschaft ist keine beschränkte Form der
    Gesellschaft, ebensowenig wie sie nach der kommuniellen Verschmelzung
    strebt.
  • 2) Im Unterschied zu einer sozialen Zelle untersagt sie sich,
    ein Werk zu schaffen, und sie hat keinerlei Produktionswert zum Ziel.“
    (S. 25). 

Seine Bezugsgröße bildet dabei Bataille, für den Gemeinschaft
eng mit dem Bewußtsein des Todes bzw. das Sterbens verknüpft ist. Seine
Auseinandersetzung mit Bataille, die im engen Kontext der modernen
französischen Philosophie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
steht, ist für Laien oft nur schwer verständlich. Trotz des sehr
lesenswerten Nachwortes von Gerd Bergfleth empfiehlt sich zumindest
eine vorhergehende Lektüre der dem Essay zugrundeliegenden beiden Texte
von J.-L. Nancy und M. Duras. (Kenntnisse der Soziologie Batailles
können allerdings auch nichts schaden.)

Ebenso verhält es sich mit dem
zweiten Teil seiner Arbeit, in der er u.a. die Erfahrung des Pariser
Mai 1968 – als Form „spontaner Kommunikation“ – in seine
philosophischen Betrachtungen mit einfliessen läßt. Hier ist ebenfalls
der Tod eine Bezugsgröße für seine Überlegungen. (Er stellt dabei auch
einen Kontext zu Batailles literarischem Werk her.) Wie es der
Klappentext pointiert das Fazit zusammenfaßt: „Das notwendige Scheitern
jeglicher ‚Gemeinschaft‘ liegt nicht an den Anforderungen der
Gesellschaft, sondern am absoluten Anspruch der Gemeinschaft selber,
der nicht verwirklicht werden kann“.

Neben dem Blanchotschen Text, der
um einige Anmerkungen des Übersetzers ergänzt wurde, wird der Essay mit
einem Nachwort von Gerd Bergfleth („Blanchots Dekonstruktion der
Gesellschaft“) bereichert.Der Essay biete von seiner Thematik und
Niveau eine sehr interessante philosophisch-theoretische Basis für eine
Revision linker Ideale bezüglich einer Form von Gemeinschaft und dürfte
auch zum besseren Verständnis des Projektes Postmoderne beitragen. Er
verlangt allerdings vom / von der LeserIn eine sehr intensive Lektüre
und ein immenses Vorwissen, da dieser Essay quasi esoterisch in einen
wissenschaftlichen Kontext eingebunden ist.

Matthes & Seitz Verlag Berlin 2007

ISBN: 978-3-88221-892-3

Preis: 14,80 Euro, 184 S..


Maurice Schuhmann für [LPA]


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