Immer wieder: Mit „Rechten reden“. Das mache ich, ich rede mit „Rechten“. Mit den Mitgliedern meiner CSU-Stadtratsfraktion, mit meinen Freunden, die in der CSU sind. Aber die sind gar nicht gemeint von denen, die mir sagen, ich solle „mit Rechten reden“. Die das sagen, meinen, ich solle mit Rechtsradikalen reden, mit Rassisten, mit den potentiellen Schwerverbrechern von morgen, mit denen, die wollen, dass meine Freunde aus Nigeria, Syrien, Afghanistan, Eritrea aus dem Land geschafft werden. Mit denen soll ich reden, sagen die, die sagen: „Mit Rechten reden“. Damit die Gesellschaft nicht zerfällt, sagen die Apologeten des Dialogs. Was soll ich den „Rechten“ sagen: Sie sollen ihr Maul halten? Soll ich sagen: Sie sollen sich mit ihren neofaschistischen Aufläufen aus den Straßenschluchten unserer Städte verpissen, zurück in die brauen Löcher, aus denen sie gekrochen sind. Was soll ich da zusammenhalten, auf dass es nicht zerfalle? Die Mitläufer, die morgen wieder umfallen soll ich an die demokratische Mitte kleben? Die blaunen Hetzer, die davon träumen morgen schon Ortsgruppenführer ihrer AfD zu werden, Blockwart der NPD oder in Schaftstiefeln und schwarzer Uniform durch die befreiten Gebiete Polens zu marschieren — die soll ich im Dialog besänftigen?
Wir müssen nicht mit Rechten reden. Es gibt nichts zu kitten. Entweder die Mitläufer besinnen sich oder nicht. Sie sind überhaupt nicht mehr in der Lage die Welt so zu erfassen, wie sie wirklich ist. Sie sind in ihrer hasserfüllten irrealen Albtraumwelt gefangen.
Wir müssen mit denen reden, die von ihnen bedroht werden. Mit unseren ausländischen Nachbarn, mit den Migranten und Flüchtlingen. Wir müssen mit ihnen reden und ihnen sagen, dass wir an ihrer Seite stehen. Und dann müssen wir es auch tun. Mit aller gebotenen Radikalität.
Die bürgerliche Demokratie, diese um jeden Preis zu verteidigende Errungenschaft, ist auf dem Blut der Revolutionäre von 1848 errichtet, auf den Knochen des Bundschuhs, auf den Leichen der Arbeiter- und Soldatenräte, sie ist gemauert mit dem Mörtel aus dem Totenwasser der Widerstandskämpfer, der jüdischen, russischen, jugoslawischen, italienischen Partisanen. Es ist nicht unsere Aufgabe die Brut ihrer Mörder zu beschwichtigen, sondern von den Straßen zu vertreiben. Mit aller notwendigen Radikalität.
Foto: Jüdische Partisanen im Ghetto Vilnus, Quelle: wikipedia