Leider verbleibt er dabei
– genauso wie mit der zeitgeschichtlichen Einordnung – in einer
oberflächliche Ebene. Neue Erkenntnisse über den bekannten Dichter
präsentiert er dabei nicht, aber eine streckenweise sehr
unkritische, gut lesbare Einführung in das Leben und Werk
Eichendorffs. Neben dem biographischen Essay über Eichendorff hat
der Diogenes-Verlag auch noch mal den erstmals 2004 publizierten
Essay „Warum ich Schicksal bin“ unter neuem Titel publiziert. Im
Gegensatz zu dem Essay über Eichendorff ist dieser stärker am Leben
und Wirken Nietzsches orientiert und vernachlässigt darüber eine
Wiedergabe des Inhalts von Nietzsches Werk. So klammert er vollkommen
die vier unzeitgemäßen Betrachtungen aus und konzentriert sich
wesentich auf „Die Geburt der Tragödie“ und „Also sprach
Zarathustra“. Es scheint fast so, als ob Böhmer sich darum drückt,
etwas über den Inhalt des Werkes des umstrittenen
„Dichterphilosophen“ auszusagen. Man ist versucht ihm zuzurufen:
„Mehr Mut, Herr Böhmer!“ Immerhin muß man ihm zugute halten,
daß er konsequent gegen eine gängige Mythen betreffs der
Krankheitsgeschichte Nietzsches ins Feld zieht und diese widerlegt
(vgl. 58f.). Den Versuch, im Anschluß an den biographischen Teil
auch noch die Rezeptionsgeschichte („Für alle Fälle Fritz“) in
den Essay einzubeziehen, scheitert allerdings auch von vorneherein.
Insgesamt stößt auch der sehr stark pathetisch eingefärbte
Schreibstil der Lobpreisung auf, die streckenweise vor dem
Hintergrund aktueller Fakten einfach nur fehl am Platze wirkt.

 Deutlich wird dies u.a. an der Hochschätzung von Nietzsches
Frühschrift „Fatum und Geschichte“, die stark unter dem Einfluß
der Philosophie des Amerikaners Ralph Waldo Emersons stand. Diesen
Einfluß erwähnt Böhmer nicht mit einem Wort, was ansonsten auch zu
einer notgedrungenen Korrektur seiner Aussagen darüber bewirkt
hätten. An anderen Stellen wiederholt sich diese Ignoranz. Ebenso
erscheint die Gewichtung von Nietzsches kurzzeitige Mitgliedschaft in
der Burschenschaft Francophonia, die er selbst als einen großen
Fehler sah, übertrieben zu sein. Zudem finden sich die eine oder
andere Ungenauigkeit, die jedem Kenner der Biographie Nietzsches
sofort ins Auge springen – wie die schwammige Andeutung, daß
Nietzsche mehr als einen Heiratsantrag in seinem Leben gestellt habe
(vgl. S. 54).

Vor dem Hintergrund des
Werdegangs von Otto Böhmer sind die beiden Essays eine herbe
Enttäuschung. Ein bißchen mehr wissenschaftliche Genauigkeit,
Tiefgang und kritische Distanz hätten beiden Texten gut getan.

Joseph von Eichendorff.
Sein Leben erzählt von Otto A. Böhmer, Diogenes Verlag Zürich
2007, ISBN 978-3-257-23641-5, 200 S., Preis: 8,90 Euro.

Friedrich Nietzsche. Sein
Leben erzählt von Otto A. Böhmer, Diogenes Verlag Zürich 2007,
ISBN 978-3-257-23642-2, 139 S., Preis: 8,90 Euro.

Maurice Schuhmann