„Nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist“ (Erich Kästner) – Internationaler PEN in großer Sorge über die Angriffe auf Journalisten und die Zunahme des Rechtsextremismus in Deutschland
Die Mitgliederversammlung des vom 25. bis zum 29. September im indischen Pune tagenden 84. Internationalen PEN-Kongresses zeigte sich zutiefst besorgt über die zunehmenden ausländerfeindlichen Übergriffe auf Journalisten sowie die fremdenfeindlichen Kundgebungen in Deutschland. Dazu wurde eine durch die Präsidentin des deutschen PEN, Regula Venske, eingebrachte Resolution verabschiedet, die demnächst auf der Website von PEN International veröffentlicht werden wird.
Die rund 90 auf dem Kongress vertretenen PEN-Zentren aus aller Welt appellieren angesichts der Chemnitzer Ereignisse an die deutschen Behörden, das verfassungsmäßig verbriefte Recht auf freie Berichterstattung wirkungsvoll zu schützen, die strafrechtlich relevanten Übergriffe aufzuklären und zu ahnden, sowie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entschieden zu bekämpfen.
Ein Bundesminister des Innern, der die Migrationsfrage als „Mutter aller Probleme“ bezeichnet, zeigt nicht nur Verständnis für die Rechtsbrüche; er befeuert damit Hass und Aggression und folgt in erschreckender Weise Gedankengängen, die zur Machtübernahme der Nationalsozialisten beigetragen haben.
Vor 60 Jahren warnte der damalige Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland, Erich Kästner, dessen Bücher im Mai 1933 verbrannt worden waren: „Die Ereignisse von 1933-1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. […] Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muß den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr.“