Der in Deutschland lebende, türkischstämmige Schriftsteller Dogan Akhanli wird dieser Tage zum zweiten Mal von der türkischen Justiz angeklagt. Im ersten Prozess wurde er in Abwesenheit freigesprochen.
Die Politik der Erdoganregierung, die, wie andere Regierungen auch, Kritiker und Gegner mundtot machen will, scheut sich nicht, den Literaten und Übersetzer erneut anzuklagen.
Dogan Akhanli wird vorgeworfen, 1989 bei einem politischen motivierten Raubüberfall dabei gewesen zu sein. Er hat die Anschuldigungen stets zurück gewiesen und augenscheinlich gibt es keine anderen Beweise gegen ihn, als erzwungene Zeugenaussagen, die im ersten Prozess zurückgezogen worden sind. Die Zeugen machten deutlich: Sie waren von der Polizei massiv unter Druck gesetzt worden. Ihre Zeugenaussagen wären unter Zwang zustande gekommen, ließen sie sich vor Gericht ein. Dies führte zum Freispruch.
Dogan Akhanli braucht unsere Solidarität. Er braucht sie auch unseretwegen. Sich gegen seine Verfolgung und die Verfolgung anderer – sei es in der Türkei, den USA, in Russland oder China, in Deutschland oder Großbritannien, sei es irgendwo, aufzulehnen, ist immer auch der Kampf um die eigene Freiheit. Sich solidarisch mit jenen zu zeigen, die verfolgt werden, weil sie für sich das Recht auf freie Rede und eigene Meinung reklamieren, weil sie schreiben wollen und berichten, weil sie nicht mit der Schere im Kopf als Schriftsteller, Musiker oder Journalisten arbeiten können und wollen: das ist letztlich Solidarität mit sich selbst, eine gute, ichbezogene Tat. Denn was heute in der Türkei, in China, Russland oder den USA stattfindet, was Whistleblower ebenso trifft, wie Romanciers, Reporter oder Sänger, trifft morgen vielleicht uns. Wenn wir uns nicht wehren.
Ein älteres Flugblatt von der Seite des PEN Deutschland
http://www.pen-deutschland.de/wp-content/uploads/2013/07/Veranstaltung_Prozess-Dogan-Akhanli-5.7..pdf
Wikipedia-Eintrag:
http://de.wikipedia.org/wiki/Doğan_Akhanlı
Dogan Akhanlis Hompage
http://dogan-akhanli.de/index2.html
Foto: © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0